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Schalke

© ddp

Champions League: Feuer unterm Dach

Eine Leistung die Hoffnung macht: Das 0:0 gegen Chelsea verleiht Schalke Auftrieb. Doch es bleibt die Frage, wie die Knappen Tore schießen wollen.

Die Arena Auf Schalke ist nicht nur ein modernes Fußballstadion, sie ist auch ein sehr effizienter Resonanzkörper. Wenn das Dach geschlossen ist, wird jede Regung der Masse ins Unermessliche potenziert; gerade in diesen Wochen, in denen der FC Schalke seine Anhänger nur selten emotionslos zurücklässt, ist das wunderbar zu beobachten. Als am Dienstag das torlose Champions-League-Spiel gegen den FC Chelsea abgepfiffen wurde, erlebten die Schalker Spieler eine Reaktion, die ihnen zuletzt seltsam vertraut war: Auf den Rängen brach der Sturm los, dem Pfiff des Schiedsrichters folgten abertausende Pfiffe der Fans. Nur galten sie diesmal nicht der Mannschaft, sondern Massimo Busacca aus der Schweiz. Er hatte das Spiel genau in dem Moment beendet, als den Schalkern im Niemandsland noch ein Freistoß zustand.

Eine Lappalie eigentlich, aber die Menschen auf der Schalker Bank sprangen zum x-ten Mal in höchster Erregung in die Luft. Trainer Mirko Slomka wuchtete die Arme in die Höhe und begab sich auf einen Protestmarsch in Richtung des vierten Offiziellen. Es war der letzte Adrenalinausstoß eines adrenalinschwangeren Abends. Die Atmosphäre in der Arena war von Anfang an kämpferisch gewesen, auf dem Platz genauso wie auf den Rängen. Zweimal, in Momenten relativer Stille, waren auch die englischen Fans zu hören, den Rest des Programms bestritten die Hausherren, auf dem Feld war es ähnlich. „Ich habe eine richtig gute Reaktion meiner Mannschaft gesehen, sie hat leidenschaftlich gekämpft“, sagte Slomka. „Wir haben unseren Kritikern gezeigt, dass unsere Mannschaft lebt und einen guten Charakter hat.“

Kapitän Marcelo Bordon berichtete, dass seine Gegenspieler gar nicht erbaut waren von der körperlichen Entschlossenheit, mit der er zu Werke gegangen war. „Wenn sie keinen Körperkontakt wollen, müssen sie im Büro arbeiten“, spottete der Brasilianer, dem nachträglich Prügel angedroht worden waren. „Sie haben gesagt, dass sie mich nach dem Spiel kaputt machen.“ Es war nur eine leere Drohung, wie auch die gesamte Mannschaft Chelseas mit ihren großen Namen nichts als eine leere Drohung war. Schalke verbiss sich regelrecht in den scheinbar übermächtigen Gegner – und ließ nie locker. „Wir haben eine Weltklassemannschaft teilweise an die Wand gespielt“, sagte Heiko Westermann.

In der Bundesliga zählen die Schalker längst selbst zu den Privilegierten, aber es war, als hätten sie gegen die neureichen Londoner ihre proletarischen Wurzeln neu entdeckt. Sie wussten, dass sie eigentlich keine Chance haben: nach all den Rückschlägen, dem anschwellenden Krisengerede und der seuchenähnlichen Verletztenmisere. „Das schweißt eine Mannschaft auch zusammen“, sagte Westermann, der auf der ungewohnten Position als linker Außenverteidiger eine große Partie bestritt. „Wir haben uns den Frust der letzten Wochen von der Seele gespielt.“

Schalke war wieder Schalke, im Guten wie im Schlechten. „Wenn wir immer so spielen, haben es die Gegner schwer“, sagte Kapitän Bordon. Doch die insgesamt erfreulichen Ansätze wurden erneut durch das Grundproblem der Mannschaft konterkariert: Im vierten Gruppenspiel der Champions League erzielte Schalke zum dritten Mal kein Tor, diesmal trotz bester Chancen, darunter ein Latten- und ein Pfostentreffer. „Wir waren vor dem Tor deutlich präsenter und ständig gefährlich“, sagte Mirko Slomka. Dass Schalkes Trainer auch im Negativen noch das Positive entdeckte, war vermutlich das größte Lob überhaupt, das er seiner Mannschaft machte.

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