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© AFP

Champions-League-Finale: Lionel Messi: Messias mit Ball

Lionel Messi zaubert Barcelona in neue Höhen. 37 Tore hat er in dieser Saison schon geschossen, sein Vorteil ist auch seine Schnelligkeit - die körperliche und die mentale.

Auf einem der für den FC Barcelona bedeutendsten Fotos der letzten Jahre fehlt Lionel Messi. Als Ronaldinho und Eto’o 2006 nach dem Finale gegen Arsenal im Pariser Stade de France den Champions-League-Pokal in die Höhe reckten, hockte Messi in der Umkleidekabine und vergoss Tränen. Wegen einer Verletzung hatte er nicht mitspielen können. Er war wütend: auf seinen lädierten Oberschenkel; auf seine Teamkollegen, die ohne ihn Spaß hatten; auf die ganze Welt. „Was für eine Dummheit, mich so zu ärgern“, sagt der 22 Jahre alte Argentinier heute, „ich war Teil des Teams, hätte mich mit den anderen freuen sollen. Ich war wohl zu jung, um das zu verstehen.“

Inzwischen ist aus dem talentierten Nachwuchsstar der Magier der Primera División geworden: 37 Tore gehen in dieser Saison auf sein Konto, acht davon erzielte er in der Champions League. Keine Spielsituation ist zu verfahren, als dass der Linksfuß nicht doch einen Ausweg fände. „Würde man Messi röntgen, könnte man ein rundes Objekt an seinem Fuß erkennen“, scherzte der ehemalige argentinische Nationalcoach Carlos Bilardo. „Er ist der einzige Spieler, der mit Ball schneller läuft als ohne“, sagt Trainer Pep Guardiola. Die Schnelligkeit ist Messis Kapital, nicht nur die körperliche, sondern auch die mentale. Nur ihm gelingt es, mit einem Dribbling vier, fünf, sechs, sieben Verteidiger auszuspielen – so geschehen im März 2007, beim 3:3 gegen Real Madrid, und einen Monat später bei seinem berühmten Tor gegen Getafe, einer Kopie von Maradonas WM-Treffer gegen England. In Spanien nennen sie ihn deswegen „Messias“. Dabei sind seine Wundertaten nur selten Kunst um der Kunst willen, sondern helfen im Spiel weiter. Das funktioniert, weil er in der Fußballschule des FC Barcelona groß geworden ist.

Mit 13 Jahren kam der kleinwüchsige Junge samt Familie nach Barcelona. Der Vater hoffte, dass sich vielleicht ein Fußballklub an den Kosten für Messis teure Hormonbehandlung beteiligen könnte. Nach sieben Minuten Probetraining ließ Barças Beauftragter Carles Rexach auf einer Serviette den ersten Vorvertrag unterzeichnen.

Dass das Wunderkind von einst unter Trainer Pep Guardiola zur internationalen Symbolfigur avanciert, ist Messi selbst fast unheimlich. Lionel Andrés Messi weiß mit Aufmerksamkeit nichts anzufangen; gibt im Interview auch nach Jahren des Ruhms nur nette, kurze, nichtssagende Sätze von sich. Er ist ein Anti-Star, das Gegenstück zu Cristiano Ronaldo: Dieser reckt beim Jubeln schon mal seinen muskelgestählten Torso in die Kameras; Messi zeigt höchstens ein mit solidarischen Botschaften bedrucktes T-Shirt. Sein Privatleben? Ab und zu spielt er Tennis mit Eto’o; ein Schnappschuss vom Sommer zeigt ihn mit glücklichem Schülerlächeln Arm in Arm mit Freundin. Es ist, als existiere Lionel Messi jenseits des Platzes gar nicht richtig. Vielleicht fehlt ihm dort der Ball am Fuß.

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