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Champions League: Handball-Finale: Ein paar Zufälle zu viel

Vielleicht ist alles nur Zufall. Aber es gab einige Seltsamkeiten beim Champions-League-Finale der Handballer zwischen THW Kiel und Ciudad Real.

Vielleicht ist alles nur Zufall. Als die serbischen Schiedsrichter Slobodan Visekruna und Zoran Stanojevic am Samstagnachmittag den Bahnhof Atocha in Madrid erreichten, um die gut einstündige Zugreise nach Ciudad Real anzutreten, wurden sie von Miguel Angel Amigo empfangen. Amigos Funktion beim Handballklub BM Ciudad Real lautet „Direktor Internationale Beziehungen“, eine amüsante Bezeichnung dafür, dass er für die Schiedsrichterbetreuung zuständig ist. Dass in Madrid gleichzeitig ein paar Journalisten und Fans des THW Kiel die Zugreise antraten und so der Kontakt zwischen dem Gastgeber des Champions-League-Finals und den Schiedsrichtern bemerkt wurde, behagte Amigo allem Anschein nach nicht. Während die Serben in den Waggon Nummer drei einstiegen, nahm er lieber Platz im Waggon Nummer eins.

Auch Amigo weiß, dass diese frühe Kontaktaufnahme zu den Schiedsrichtern nicht erlaubt ist, seitdem die Europäische Handball-Föderation (EHF) sich mit vielen Skandalen herumschlagen muss. Vor den Viertelfinals im April erklärte die EHF, die Schiedsrichter würden künftig erst zwei Stunden vor Anpfiff bekannt gegeben. Nun hieß es plötzlich, die Schiedsrichter sollten doch schon einen Abend vorher bekannt sein, und sie sollten bei einem Essen mit beiden Vertretern aus beiden Klubs „Atmosphäre schnuppern“.

Das Hinspiel hatte Kiel mit fünf Toren Vorsprung gewonnen, das zweite Finale verlor der Deutsche Meister 27:33. Es gab zumindest keinen Kieler Profi, der die Schiedsrichterentscheidungen für ausschlaggebend hielt. Doch die Ansetzung der beiden Serben, die in Ciudad Real ihr letztes Spiel pfiffen, gab wieder zu Verschwörungstheorien Anlass. Zum einen hatten sie bereits das Halbfinalrückspiel zwischen den Rhein-Neckar Löwen und Kiel gepfiffen. „Deswegen finde ich die Ansetzung unmöglich, denn ein ungeschriebenes Gesetz besagt, dass ein Schiedsrichterpaar, das bereits ein Halbfinale geleitet hat, im Finale nicht noch einmal aufläuft“, sagte Reiner Witte, Präsident der deutschen Handball-Liga (HBL).

Zum anderen standen die Serben bereits unter Korruptionsverdacht. Vor dem von ihnen geleiteten Viertelfinalrückspiel 2007 zwischen dem VfL Gummersbach und Valladolid (32:34) soll ein Mittelsmann dieses Spiel den Gummersbachern für 50 000 US-Dollar angeboten haben. Die lehnten ab und schieden aus. Das alles muss nichts heißen, selbst dass die Serben in Ciudad Real in der zweiten Hälfte zwei klare Regelverstöße nicht ahndeten. Beispielsweise ließen sie durchgehen, dass Ciudad-Real-Spieler zweimal den schnellen Wiederanwurf störten und daraus keine Zeitstrafen, sondern Gegentore für Kiel resultierten.

Auch soll, wurde vorher kolportiert, der schwerreiche Präsident von Ciudad Real, der einst eine private Europaliga von der EHF abspalten wollte, in den vergangenen Wochen wieder ausgezeichnete Beziehungen zur EHF aufgebaut haben. Und die Ansetzung der Schiedsrichter soll schon Anfang der Woche in einer serbischen Zeitung gestanden haben. EHF-Generalsekretär Michael Wiederer wollte sich zu all dem nicht äußern. Aber vielleicht waren das angesichts der Schiedsrichterskandale in letzter Zeit dann doch ein paar Zufälle zu viel.

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