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Champions League: Im Drachenstadion droht der Todesstoß

Manchester United träumte vom Sieg in der Champions League, nun droht das frühe Aus. Nur ein Sieg in Porto hilft. Aber dort hat noch nie ein englisches Team gewonnen.

London - In der Geschichte der Fußball-Champions-League hat bisher noch keine Mannschaft den Titel verteidigen können. Manchester United wird sich nach der Auslosung des Viertelfinals berechtigte Hoffnung auf einen neuerlichen Triumph im Finale gemacht haben, doch das enttäuschende 2:2 im Hinspiel im Old Trafford verlangt zunächst eine ganz andere Pioniertat: United wird heute Abend wohl als erste englische Mannschaft auswärts beim FC Porto gewinnen müssen, um doch noch ins Halbfinale einzuziehen.

„Wir sind ja Spezialisten darin, die Dinge als Erste zu tun“, sagt Trainer Alex Ferguson selbstbewusst, in Erinnerung an die Teilnahme Uniteds am Landesmeisterwettbewerb 1956/57, dem Debüt eines englischen Klubs im Europapokal. Uniteds Jagd auf Meisterschaft, Pokal, Champions League, Ligapokal und Klub-WM wurde jedoch in den vergangenen Wochen von großem Verletzungspech und Müdigkeit der schwer beanspruchten Spieler behindert. Im Hinspiel gegen Porto konnte Manchester nie jene Wucht im Angriff entwickeln, die in der vergangenen Saison alle Mannschaften in Europa erschreckt hatte. Zudem verteidigte die ersatzgeschwächte Abwehr ohne Hirn und Herz gegen die konterstarken Gäste.

Im Drachenstadion von Porto kann Sir Alex voraussichtlich jedoch wieder auf Innenverteidiger Rio Ferdinand zurückgreifen. „Solange wir zu null spielen, haben wir eine sehr gute Chance“, sagt Mittelfeldspieler Michael Carrick. „Wir sind vorne jederzeit in der Lage, das eine Tor zu schießen, das uns reichen könnte.“

Ein Aus für den Englischen Meister wäre nicht nur aus Prestigegründen schmerzhaft. Die vergangene Woche veröffentlichten Bilanzen für das abgelaufene Geschäftsjahr wiesen für Red Football Club, die von der Glazer-Familie aus New York kontrollierte Mutterfirma des Klubs, einen nachsteuerlichen Verlust von gut 50 Millionen Euro aus – trotz des Gewinns von Meisterschaft und Champions League. Die Gesamtverbindlichkeiten belaufen sich auf kolossale 730 Millionen Euro.

Die Fans befürchten, dass der Verein gezwungen sein wird, Cristiano Ronaldo und andere Stars zu verkaufen; die Glazers könnten auch erwägen, den Klub und die Schulden abzustoßen. Investoren aus China und Katar stehen angeblich bereit, als Kaufpreis sind umgerechnet 1,12 Milliarden Euro aufgerufen.

Zuvor möchte Sir Alex allerdings noch Geschichte schreiben – und nach seinem dritten persönlichen Triumph in der Königsklasse womöglich auf dem Höhepunkt des Erfolges zurücktreten. „Er hat Porto im Hinspiel unterschätzt, das wird ihm nicht noch einmal passieren“, sagt der ehemalige Porto-Star Jorge Costa.

Vielleicht kommt Ferguson ja entgegen, dass er seinen Kollegen Jesualdo Ferreira nicht auf der Bank von Porto sehen wird. Der Coach wurde am Dienstag vom Europäischen Fußballverband Uefa mit einem Innenraumverbot belegt, nachdem er gegen Atletico Madrid den Schiedsrichter attackiert hatte. Raphael Honigstein

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