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Champions League: Lektion in katalanischer Fußballkunst

Vom "Finalissimo", vom großen Finale, war vor Anpfiff die Rede gewesen. Doch der FC Barcelona lässt Inter beim 2:0 keine Chance.

Barça-Coach Josep Guardiola hatte Samuel Eto’o im Sommer auf die Liste der Verzichtbaren gesetzt, weil es zwischen ihnen an „Feeling“ fehle. Dieses Feeling kam am Dienstagabend gemeinsam mit dem Stürmer zurück ins Camp Nou, allerdings sicherlich auf eine andere Art, als von Eto’o gewünscht. Ausgerechnet beim Spiel gegen Inter Mailand, den neuen Klub des 109-fachen Barça-Torschützen, fanden die zuletzt schwächelnden Katalanen zu alter Form zurück. Im vollbesetzten Camp Nou bewies der FC Barcelona, dass seine Tage noch längst nicht gezählt sind, und brachte dem italienischen Meister eine 0:2 (0:2)-Niederlage bei. Mit acht Punkten ist der Titelverteidiger nun Tabellenführer der Gruppe F und tritt am Sonntag gestärkt gegen den Erzrivalen Real Madrid an.

Vom „Finalissimo“, vom großen Finale, war vor Anpfiff die Rede gewesen. Nach zwei Unentschieden und der blamablen Heimniederlage gegen den russischen Meister Rubin Kasan drohte dem FC Barcelona das frühe Aus in der Champions League, dazu hatte man am Wochenende die Tabellenführung in der Primera Division an Real Madrid verloren. Diverse Infekte und Verletzungen hatten fünf Stammspieler auf die Bank verbannt, darunter auch Zlatan Ibrahimovic und Lionel Messi. Die Fragen nach dem Argentinier piesackten Guardiola so sehr, dass er vor dem Match entnervt sagte: „Lasst mich doch einmal ohne Messi gewinnen!“ Ihm reichte ein Abend, um zu beweisen, dass der Fußball der Marke Barcelona an keinen Star gebunden ist – und Xavis Spielverständnis, Iniestas Hakenschläge und Piqués Organisationstalent genauso wertvoll sind wie die Dribbelkünste des Argentiniers. Selbst Inters sonst um Breitseiten selten verlegener Trainer José Mourinho sagte ernüchtert: „Inter ist eben keine Fußballschule. Für uns wog das Fehlen von Wesley Sneijder schwerer als für Barça das von Messi und Ibrahimovic.“

Nachdem Verteidiger Piqué nach einem von Henry verlängerten Eckstoß von Xavi das 1:0 erzielt hatte, ließ sich Guardiolas Ensemble kaum noch beim Spielen stören und gab den Gästen mit dem 2:0 nach 25 Minuten eine Lektion in katalanischer Fußballkunst. Ein paar Kurzpässe zwischen Iniesta und Xavi, die die Verteidigung durcheinander laufen lassen, dann ein Pass auf die rechte Flanke, an der plötzlich Dani Alves auftauchen sollte. Alves lupfte den Ball auf Pedro, der seinen Lauf mit einem kleinen Sprung krönte und den Ball ins Tor bugsierte. In der zweiten Halbzeit bewahrten zwei exzellente Paraden von Inters Torhüter Julio Cesar die Italiener vor einem größeren Fiasko.

Eto’o gelangte nur ein Mal gefährlich in die Nähe von Barcelonas Torwart Victor Valdes. Ansonsten blieb der Kameruner zaghaft. Fast sah es aus, als fürchtete er sich vor einem Treffer wie vor einem Eigentor. Die Transparente mit Aufschriften wie „Benvingut a casa teva“, „Willkommen zu Hause“ hatten ihre Wirkung nicht verfehlt. „Es war schon komisch, mich in der anderen Umkleide wiederzufinden“, erzählte Eto’o später. „Hoffentlich spielt Barça weiter so, und wer weiß, vielleicht treffen wir uns ja wieder beim Finale in Madrid.“ Dann verschwand er in den Katakomben des Camp Nou, in der Hand ein Barcelona-Souvenir: das verschwitzte Trikot seines Ex-Kollegen Piqué.

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