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Champions League: Uefa attackiert G14-Reformvorschlag

Die Europäische Fußball-Union (Uefa) hat die Reformvorschläge der Interessengemeinschaft G14 zur Champions League hart attackiert. Ein Offizieller sprach von "Apartheid".

Budapest - «Ich sehe es nicht gern, dass das, was wir aufgebaut haben, zerstört wird», schimpfte Uefa-Präsident Lennart Johansson nach einer Exekutivsitzung am Mittwoch in Budapest. Die G14, in der 18 europäische Clubs zusammengeschlossen sind, strebt laut eines an die Öffentlichkeit lancierten Strategiepapiers («Vision Europe») eine Champions League als geschlossene Liga ohne Auf- und Abstieg nach US-Vorbild an. Zudem setzt sie sich für die Wiedereinführung der vor knapp drei Jahren abgeschafften Zwischenrunde ein.

«Was sie wollen, ist Apartheid. Sie wollen Oligarchie, wir Demokratie. Sie haben Angst vor Wettbewerb», erklärte Uefa-Kommunikationsdirektor William Gaillard. Der G14 gehe es nicht um die Weiterentwicklung des Fußballs, so Gaillard, sondern nur noch um die Wahrung ihrer Interessen. «Ohne Qualifikation ist das wie ein geschlossener Laden», kritisierte er. «Es geht ihnen nicht mehr um den Sport, sondern nur um Top-Entertainment wie beim American Football mit Cheerleader oder beim Wrestling.» In der G14 sitzt auch Bayer Leverkusen, das momentan weit von der Champions League entfernt ist. «Da ist es kein Wunder, dass sie solche Privilegien haben wollen», so Gaillard.

«Ich bin total gegen diese Philosophie und sehr enttäuscht», erklärte Michael Platini. Das französische Exekutivmitglied hält das mit den G14-Vorschlägen verbundene Begehren nach mehr Geld für falsch und kurzsichtig: «Wir sollten lieber mehr Geld für Fußballplätze investieren und etwas für den Nachwuchs tun, als noch mehr den reichen Vereinen zu geben», sagte der Kandidat für die Nachfolge von Johansson. In der Saison 2004/2005 wurden an die 32 Champions-League-Teilnehmer 415 Millionen Euro ausgeschüttet. Sieger FC Liverpool erhielt allein 30,6 Millionen.

Auf Ablehnung stößt bei der Uefa - aber auch bei Vereinen - der Vorstoß, wieder eine zweite Gruppenphase anstelle des K.o.-Systems vom Achtelfinale an zu etablieren, um zusätzlich drei Spiele und mehr Einnahmen zu haben. «Wir haben gesehen, dass die damalige Zwischenrunde nicht attraktiv war und die Fernsehquoten in den Keller sackten», sagte Gaillard. Auch Andreas Müller, Teammanager von Uefa-Cup-Viertelfinalist Schalke 04, ist gegen eine Wiedereinführung: «Ich halte die bestehende Regelung für wesentlich attraktiver, so ist es ideal.» Außerdem sei eine zweite Gruppenhase eine «zusätzliche Belastung» für die Spieler.

In der Uefa ist allerdings unabhängig vom G14-Vorstoß eine große Diskussion über mögliche Modifikationen des Champions-League-Modus für 2009 bis 2012 im Gange. «Vielleicht gibt es eine weitere K.o.-Runde oder die Gruppen der ersten Runde werden aufgestockt», sagte Gaillard über denkbare Modifikationen. Bereits bis Ende diesen Jahres sollen die Entscheidungen über eine etwaige Reform fallen. «Dann können wir 2007 mit dem Fernsehen und den Sponsoren sprechen.» (Von Andreas Schirmer, dpa)

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