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Chelsea unterliegt Arsenal: Albtraum mit Schmetterlingen

Chelsea unterliegt Arsenal und kann die Titelverteidigung praktisch abhaken. Für Trainer Carlo Ancelotti. wird es eng.

Cesc Fàbregas grinste wie ein kleiner Junge beim Auspacken von Weihnachtsgeschenken, hatte aber noch Grundsätzliches auf dem Herzen. Die Reporterfrage nach der Bedeutung des 3:1-Siegs von Arsenal London gegen den FC Chelsea in der englischen Premier League nutzte der spanische Fußballprofi in Arsenals Diensten, um dezent auf den landestypischen Spielplanirrsinn hinzuweisen. „Dieser Sieg war wichtig, denn am Mittwoch müssen wir schon wieder ran, so etwas gibt es nur in England“, sagte er kopfschüttelnd.

Fàbregas’ Timing war zum ersten Mal an diesem Abend nicht ganz ideal, denn das Spitzenspiel hatte ja nur allzu deutlich gemacht, wie schädlich so eine Winterpause sein kann, auch wenn sie nur gefühlt ist. Meister Chelsea gönnt sich schon seit Anfang November seine persönliche Ruhepause und konnte am Montag das sechste Ligaspiel in Folge nicht gewinnen. Sechs Punkte Rückstand auf Tabellenführer Manchester United – bei einer Partie mehr – machen die Titelverteidigung schwierig, sogar die Qualifikation für die Champions League gerät allmählich in Gefahr. „Wir müssen unbedingt aufwachen“, forderte Trainer Carlo Ancelotti.

Als menschlicher Wecker fällt der Italiener allerdings aus, denn diesen Appell hatte er schon Anfang des Monats verkündet. Anfangs hatte sich Chelsea noch mit Routine gegen die schneller kombinierenden Spieler von Arsenal gewehrt, doch nach Alex Songs Treffer zum 1:0 kurz vor der Pause lief nicht mehr viel bei Chelsea: Die Leistungsträger Florent Malouda und Michael Essien machten grobe Fehler, die Arsenal mit ungewohnter Konsequenz bestrafte. Das Match war nach den Konter-Toren von Fàbregas und Theo Walcott vorzeitig entschieden, Branislav Ivanovic’ 1:3 stellte keinen Anschluss, nur einen leichten Hauch von Ehre her.

Warum sein Team so müde wirkte, war Ancelotti jedoch ein Rätsel. Die Mischung aus erfahrenen Fußballern und Nachwuchsprofis im Team sei gut, behauptete der 51-Jährige. Aber er wird es ahnen: Chelsea erlebt derzeit gar keinen bösen Traum, sondern ein ausgewachsenes Strukturproblem. Die neue Genügsamkeit von Klub-Besitzer Roman Abramowitsch auf dem Transfermarkt hat dem Kader die Tiefe geraubt, und die erzwungene Verjüngungskur fällt auch noch mit einer Verletzungsmisere zusammen. „Ich würde für das nächste Spiel gerne rotieren, kann aber nicht“, sagte Ancelotti. Dann musste er sich nach seinen Berufsaussichten fragen lassen. „Ich weiß nicht, ob man mit mir Geduld hat“, sagte er. Es liegt in erster Linie an Abramowitsch, wie es weitergeht.

Arsenals Trainer Arsène Wenger dagegen feierte einen „Vier-Punkte-Sieg“. Zu den „mathematisch wichtigen“ drei Zählern, mit denen Arsenal auf den zweiten Platz kletterte, sei auch ein enormes „psychologisches“ Element gekommen. „Man hat uns in den wichtigen Spielen infrage gestellt, aber wir haben heute ohne Angst und Handbremse gespielt“, sagte Wenger. Der deutliche Sieg lässt ihn hoffen, dass sich das Team endlich von seiner jugendlichen Naivität und der mangelnden Widerstandsfähigkeit emanzipiert. Ob Arsenal wirklich „kein schöner Schmetterling mehr“ ist, wie der „Daily Telegraph“ befand, wird sich dank der verrückten Spieldichte sehr bald herausstellen.

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