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Sport: Chips für die Fankurve Die Bundesliga freut sich

auf das WM-Ticketsystem

Berlin Kurz vor Weihnachten haben die Fans von Hannover 96 schon einmal Fußball-WM gespielt. Sie kamen mit Trikots und Schals, und sie hatten Eintrittskarten in der Hand, obwohl an diesem Tag gar nicht der Ball rollte. Aber das Schauspiel hinter der Nordkurve hatte einen Sinn. Die 300 Fans haben an jenem Tag das elektronische Zugangskontrollsystem getestet, das die Städte für die Weltmeisterschaft 2006 bauen müssen.

Eineinhalb Jahre sind es noch bis zum Anpfiff des „größten Ereignisses in Deutschland in den nächsten 30 Jahren“, wie Franz Beckenbauer, der Chef des WM-Organisationskomitees (OK), sagt. Doch die Klubs müssen spätestens ab Sommer mit der neuen Technologie an ihren Stadiontoren arbeiten, das schreibt das interne Pflichtenheft des OK im Abschnitt „3.3 Zutrittskontrollsystem“ vor. Der 1. FC Köln verfügt bislang als einziger deutscher Klub über das System, heute wird es auch beim Bundesligaspiel zwischen Hannover 96 und Bayer Leverkusen eingesetzt. Die Fans werden aus 15 Zentimeter Entfernung eine Chipkarte vor einen Sensor halten, dann springt eine Lampe von Rot auf Grün, der Weg ins Stadion ist frei. Im April ist das System in der Münchner Allianz-Arena einsatzbereit, im Mai folgt das Berliner Olympiastadion. Die Zeit der Kartenabreißer ist vorbei.

Am Montag gibt das WM-Organisationskomitee die Regularien für den am 1. Februar beginnenden Verkauf der WM-Tickets bekannt. Die Chipkarten werden mit RFID-Technik (Radio Frequency Identification) ausgerüstet sein. Auf ihnen lassen sich persönliche Daten speichern. Die Ticketbranche warnt bereits vor steigenden Kosten für die Klubs durch die WM-Technologie: Ein RFID- Chip kostet 20 Cent und damit 15 Cent mehr als ein Papierticket. Bei mindestens 17 Heimspielen und einem Zuschauerschnitt von 40 000 kommen auf einen Klub Mehrbelastungen von 100 000 Euro zu. Dennoch freuen sich viele Vereine auf „das System der Zukunft“, wie Münchens Stadionchef Bernd Rauch sagt.

Wenn auf den Tickets Spiel und Name gespeichert werden können, ist es nicht weit bis zum bargeldlosen Zahlungsverkehr. Die Fans können künftig ihre Stadionwurst mit ihrer Dauerkarte bezahlen. Die Klubs finden auf diese Weise schnell heraus, welcher Kiosk im Stadion am besten frequentiert wird. Damit keine Einnahmen verloren gehen, reicht ein Blick auf den Computer, um zu reagieren, falls an einem Kiosk die Vorräte ausgehen. Und in Zukunft, sagen Insider, wird ein Unternehmen exklusiv den Ticketverkauf der Liga übernehmen. So soll ein Münchner auf seiner persönlichen RFID-Karte einfach ein Spiel in Berlin buchen können.

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