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Comeback: Hoyzer wechselt die Seiten

Skandal-Schiedsrichter Robert Hoyzer hat seine Rückkehr aufs Fußballfeld angekündigt. Vor einem Jahr hatte der DFB erste Infos zu seinen Spielmanipulationen erhalten.

Berlin - Robert Hoyzer feiert sein Fußball-Comeback - als Spieler. Sein Gnadengesuch wurde von der Berliner Kirchenliga angenommen, eine zweijährige Sperre ist aufgehoben. «Zur Rückrunde darf ich wieder spielen», sagte der 26-Jährige der dpa. So wird Hoyzer für die SG Lichtenrade Nord wieder die Fußball-Schuhe schnüren, der Verein stehe in der Bekanntheit inzwischen «unmittelbar hinter Bayern München», wie der ehemalige Skandal-Schiedsrichter bemerkte. Aus dem Deutschen Fußball-Bund (DFB) war Hoyzer lebenslang ausgeschlossen worden.

Als der ehemalige Bundesliga-Schiedsrichter Lutz Fröhlich und drei seiner Berliner Kollegen am 19. Januar 2005 dem DFB von ersten Ungereimtheiten im Zusammenhang mit Robert Hoyzer berichteten, ahnte wohl noch nicht einmal der Betrüger selbst, was auf ihn und den deutschen Fußball zurollen sollte. 23 Spiele waren so manipuliert worden oder sollten so beeinflusst werden, dass die kroatischen Brüder Ante, Milan und Filip Sapina Hunderttausende Euro verdienten. Hoyzer selbst war der mäßig bezahlte Handlanger. Fußball-Deutschland reagierte geschockt, der größte Wettskandal der DFB-Geschichte beschäftigte zunächst das Verbands- und dann das Strafgericht.

Erst in diesen Tagen flattert bei Hoyzer-Anwalt Thomas Hermes das schriftliche Urteil des Berliner Landgerichts auf den Tisch. Hoyzer war wegen Betrugs zu zwei Jahren und fünf Monaten Gefängnis verurteilt worden. Drahtzieher Ante Sapina hatte zwei Jahre und elf Monate Haft erhalten, Referee Dominik Marks ein Jahr und sechs Monate auf Bewährung. Verteidiger und Staatsanwaltschaft legten Revision ein. Damit sind die Urteile der 12. Strafkammer gegen Hoyzer, seinen Ex-Kollegen Marks und die Brüder Sapina noch nicht rechtskräftig - und es droht noch eine Nachspielzeit über die Fußball-WM hinaus.

«Ich habe mir eigentlich versprochen, mich gar nicht mehr zu äußern. Ich möchte kein weiteres Öl ins Feuer gießen. Die Sache ist mir schon ordentlich an die Nieren gegangen, auch wenn es nach außen nicht immer so gewirkt hat», erklärte Hoyzer zwei Monate nach dem Urteilsspruch. Sein Anwalt hat jetzt einen Monat Zeit, die Revision zu begründen. Dann geht die Sache nochmals zur Staatsanwaltschaft, von der die Akte zum Bundesgerichtshof geleitet wird. Der 5. Strafsenat in Leipzig entscheidet dann, ob es in der Verhandlung schwerwiegende Fehler gegeben hat. So wird Hoyzer wahrscheinlich erst am Jahresende wissen, ob der Prozess neu aufgerollt wird.

Hoyzer, der zurückgezogen in Berlin-Spandau lebt, möchte sich am liebsten schon jetzt von seiner Vergangenheit lösen und beruflich neue Wege einschlagen: «Ich habe meine Vorstellungen, und die sind realistisch.» Allerdings räumte er auch ein: «Es steht natürlich keiner vor meiner Haustür und sagt: Herr Hoyzer, wir haben auf Sie gewartet.» In den vergangenen Wochen ist Hoyzer, der als eine der größten deutschen Schiedsrichter-Hoffnungen galt, wohl immer mehr deutlich geworden, welche Zukunftschance er einfach weggeworfen hat.

Der deutsche Fußball hat den Skandal schneller bewältigt, als es viele vorhergesagt hatten. Spätestens nach den lediglich neun Verhandlungstagen vor dem Berliner Landgericht war klar, dass die Manipulationen nicht die zunächst befürchteten Ausmaße hatten und von einer Wettmafia keine Rede sein konnte. Der Fall Hoyzer war auf jeden Fall aber ein Weckruf, ein Signal gegen die Sorglosigkeit, mit der im deutschen Fußball mit Sportwetten umgegangen worden war. Zahlreiche deutliche Zeichen wurden in der DFB-Zentrale, in den Vereinen und bei den Schiedsrichtern ignoriert. Erst Hoyzers Geständnisse sensibilisierte die Verantwortlichen, erst danach installierte die Bundesliga ein Frühwarn-System, das hohe und verdächtige Wetteinsätze weltweit anzeigt. (Von Jens Mende und Robert Semmler, dpa)

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