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Von der Bank in die Stammelf ist es ein weiter Weg für Holger Badstuber.

© dpa

Holger Badstuber beim FC Bayern München: Comeback mit ganz kleinen Schritten

Holger Badstuber versucht sich nach langer Leidenszeit an einem Neuanfang beim FC Bayern München. Doch der Weg zum Stammspieler ist ein langer.

Wenn ein Fußballspieler nach einer sehr langen Verletzungspause zurückkommt und ein ordentliches Comeback hinlegt, dann sagt man gerne, es sei, als ob er nie weg gewesen wäre. Derlei Komplimente dienen dann in erster Linie dazu, jemanden aufzumuntern, der eine schwere Zeit hinter sich hat. Denn natürlich ist es selten bei einem Profi so wie früher, vor der Verletzung. Es kann auch gar nicht so sein, weil die Spielpraxis fehlt und Automatismen erst wieder antrainiert werden müssen. So ist es auch bei Holger Badstuber. Der Nationalspieler hat seine ersten beiden Einsätze nach fast zwei Jahren Pause hinter sich. Bei seinem Comeback am vergangenen Freitag gegen eine mit Spielern aus der vierten Liga verstärkte Fanauswahl in Memmingen stand er eine knappe Stunde auf dem Platz. Am Dienstag trug Badstuber sogar die Kapitänsbinde beim Testspiel gegen den MSV Duisburg (1:1). Trainer Pep Guardiola wechselte ihn erst kurz vor Schluss aus.

Es ist so gelaufen, wie es sich Badstuber vorgestellt hat. Nicht ohne Fehler aber „die passieren mir in geraumer Zeit nicht mehr“. Schließlich habe er „ewig keinen Fußball gespielt“. Für den 25-jährigen Verteidiger dauerte diese Ewigkeit gut 19 Monate. 593 Tage. Seine Leidensgeschichte begann am 1. Dezember 2012. Im Bundesligaspiel gegen Dortmund riss bei einem Zweikampf mit Mario Götze das Kreuzband im rechten Knie. Er schuftete für sein Comeback, während die Mannschaftskollegen an ihrer historischen Triple-Saison bastelten.

Im Frühjahr musste er noch einmal einen kleinen Rückschlag einstecken und sich einer Nachoperation unterziehen, aber im Mai war er zurück auf dem Sprung in die Mannschaft. Er wollte im Kader beim Pokalspiel gegen den VfB Stuttgart dabei sein. Dann ging das lädierte Kreuzband noch einmal kaputt, statt nach Berlin zum Pokalfinale und zur großen Bayern-Party ging es in die USA zur Operation. Alles begann von vorne.

Dankbar für jede Minute auf dem Platz

Jetzt sagt er, dass er nie daran gezweifelt habe, wieder zurückzukommen. Es sei „krasse Zeit“ gewesen, aber „die Ärzte sagten, dass es wieder zu 100 Prozent wird“. Das Knie, so weiß er nach den Härtetests in Memmingen und Duisburg, ist voll belastbar, das Band hält. „Ich habe keine Hemmungen. Ich fühle mich sicher“, sagt Badstuber, und das sei Wichtigste. „Aber ich muss noch viel arbeiten, um dorthin zu kommen, wo ich war.“ Einer der besten Innenverteidiger Deutschlands, Stammspieler beim FC Bayern und bei Bundestrainer Joachim Löw in der Nationalmannschaft. Deren WM-Triumph hat er nun im Fernsehen verfolgt. Hätte Badstuber nicht so viel Pech gehabt, wäre er wohl in Brasilien dabei gewesen. Aber daran war nicht zu denken, es ist ein Comeback der kleinen Schritte, das er nun vor sich hat.

Holger Badstuber hat seine jugendliche Unbeschwertheit früh verloren. Der Tod seines Vaters vor fünf Jahren, der Förderer und Begleiter seiner Karriere war, ließ ihn früh reifen. Aber nun hat der WM-Teilnehmer von 2010 noch einmal einen Schritt gemacht. Als Mensch, aber auch auf dem Platz. Er ist sicher, dass er nie wieder der Badstuber werden wird, der er einmal war. Er sei nun „ein anderer Spieler als vorher“, sagt er. Und für seinen Verein wie ein Zugang. Er könnte erst einmal die Rolle von Ersatzmann Daniel van Buyten einnehmen, der den FC Bayern verlassen hat.

Dem gebürtigen Memminger hätte nichts Besseres passieren können als die Weltmeisterschaft in Brasilien in diesem Sommer. Im Stillen hatte er manchmal gehofft, dass es wie durch ein Wunder vielleicht doch noch klappen könnte mit einer Teilnahme. Er schließe nie etwas aus, hatte er im Wintertrainingslager in Doha erzählt. Damals war er noch weit weg von der Mannschaft und einem Comeback, und deshalb setzte er sich das Turnier erst gar nicht als realistisches Ziel. „Ich brauche Geduld und Zeit“, sagte er damals. Nun profitiert er davon, dass sich viele Kollegen aus der Defensivabteilung noch im WM-Urlaub befinden. Im Moment ist er der einzige Innenverteidiger im Kader. „Ich bin einfach dankbar, dass ich jede Minute genießen kann, die ich wieder auf dem Fußballplatz stehe.“ Der Weg zurück zum Stammspieler, das weiß Badstuber, ist noch ein langer. Aber den, sagt er, „gehe ich ohne Druck an“.

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