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Corny Littmann: Freibeuter in der Vip-Loge

Mathias Klappenbach verabschiedet St. Paulis Präsidenten Corny Littmann.

Saufen für St. Pauli, so hieß eine der vielen Aktionen, mit denen Corny Littmann den Klub erst gerettet und schließlich wieder bis in die Bundesliga geführt hat. Als knallharter Sanierer. Bis hin zu seinem überraschenden Rücktritt hat der Schauspieler und Theaterbetreiber von der Reeperbahn dabei immer wieder bewiesen, dass er ein im Profifußball seltenes Talent für Inszenierung und Timing besitzt. Und Sinn für die Realität. Er tritt auf dem Höhepunkt des Machbaren ab, besser wird’s nicht.

Der Klub verändert sich wie der Kiez drumherum, ist Teil des Gentrifizierung genannten Wandels. Das hat der Unternehmer Littmann mit vorangetrieben, sein größtes Projekt war der Stadionumbau inklusive Logen und Business-Seats. Dennoch hat St. Pauli es geschafft, deutschlandweit sein Freibeuter-Image des antikommerziellen Klubs zu wahren, im kürzlich verabschiedeten Leitbild heißt es, der Klub habe eine „soziale und politische Verantwortung gegenüber dem Stadtteil und den hier lebenden Menschen“.

Ein Spagat, den man nicht nur aushalten, sondern auch darstellen muss. Das konnte Littmann, der sich „totamüsierte“ über jene, die in ihm den kleinen schwulen Schauspieler gesehen haben. „Deutsch, aufrecht, homosexuell“ hieß einst eine Stückeserie, mit der Littmann aufgetreten ist. Das war nicht nur auf der Bühne Programm. Ob zurecht oder nicht, Fußballprofis trauen sich noch immer nicht, zu ihrem Schwulsein zu stehen. Das konnte der Präsident Littmann beim FC St. Pauli. Er hätte es auch anderswo getan.

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