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Sport: Damon Dunn von Berlin Thunder ist zwar klein, aber der effektivste Wide Receiver der NFLE

Es sind nur wenige Fans, die zum Training von Berlin Thunder erscheinen, schließlich ist die Vorbereitung im American Football nicht gerade aufregend. Doch diese Fans sind besonders geduldig, und sie sammeln Autogramme wie in jeder anderen Sportart.

Es sind nur wenige Fans, die zum Training von Berlin Thunder erscheinen, schließlich ist die Vorbereitung im American Football nicht gerade aufregend. Doch diese Fans sind besonders geduldig, und sie sammeln Autogramme wie in jeder anderen Sportart. Besonders begehrt ist neben Quarterback Eric Kresser vor allem Damon Dunn. Der 25-jährige Wide Receiver wird regelrecht von den Fans umlagert. Vielleicht liegt es an seiner Statur. Mit 1,73 m ist er einer der Kleinsten im Team und mit seinen 82 kg Gewicht bei weitem nicht so Angst einflößend wie mancher Teamkollege. Oder das Interesse an ihm hängt einfach mit der Leistung zusammen, die der Passempfänger in Berlin bisher gebracht hat. Er erzielte in den ersten beiden Saisonspielen schon drei Touchdowns. Damit ist er in der NFL Europe gemeinsam mit drei weiteren Spielern führend. Und mit 181 Yards bei nur acht Versuchen ist Dunn sogar der effektivste Passempfänger der Liga.

Das soll sich im nächsten Heimspiel morgen gegen die Scottish Claymores (Kick-off: 19 Uhr, Jahnstadion) fortsetzen, hofft Headcoach Peter Vaas. Doch der verlustpunktfreie Tabellenführer wird zu einer schweren Herausforderung. Zumal die Schotten eine Spielvariante bevorzugen, die sich "pump and run" nennt. Das heißt, die Receiver werden lange festgehalten und dadurch aus dem Rhythmus gebracht. Dunn, den das NFL-Team Cleveland Browns nach Europa abstellte, wird aufgrund seiner Leistung wohl die besondere Aufmerksamkeit der Schotten genießen.

Obwohl es auch gegen Barcelona zunächst so aussah, als bekomme Dunn nicht einen Pass von Kresser. Zu konzentriert deckten ihn die spanischen Verteidiger. Doch als im dritten Viertel die Deckung nachließ, kamen mehr Pässe zu ihm, und er konnte seine Stärken ausspielen. Weil er für einen Receiver ziemlich klein ist, muss er schnell und wendig sein. Genau das sind seine Vorteile. Lange und kraftvolle Glückswürfe auf Dunn sind weitaus riskanter.

Das intelligente Spiel sollte Dunn besser liegen. Er interessiert sich neben Football für Politik und Wirtschaft, hat darin sein Studium (Public Policy) an der renommierten Stanford Universität abgeschlossen. Deshalb freut er sich, ausgerechnet nach Berlin geschickt worden zu sein, weil ihn die jüngere deutsche Geschichte mit dem Systemübergang und der Währungsunion fasziniert. Inzwischen studiert er noch Philosophie und strebt dort ebenfalls einen Abschluss an. Deshalb würde Gerald Meier - ein promovierter Philosoph und PR-Chef der deutschen Teams - gerne eine philosophische Diskussion mit ihm führen. Auf Deutsch wird das aber noch nichts, obwohl Dunn ein wenig Deutsch lernt, was durchaus nicht viele amerikanische Spieler für ihren Kurzaufenthalt in Europa machen. So kann Dunn immerhin seine Fans überraschen, wenn er fragt: "Guten Tag. Wie geht es dir?" Damit bringt er sie zum Lachen und schmunzelt dabei selbst. Vielleicht mögen ihn die Fans gerade deswegen.

Ingo Wolff

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