zum Hauptinhalt
Wertvoll wie zwei. Daniel Weiß (l.) ist bei den Eisbären der Unterzahlspezialist.

© dpa

Vor dem Spiel in Nürnberg: Daniel Weiß: Von der Rolle gespielt

Daniel Weiß ist erst 23 Jahre alt, aber auf dem besten Weg, ein Führungsspieler bei den Eisbären zu werden. Am Sonntag kann er das gegen seinen Ex-Verein, die Nürnberg Ice Tigers, zeigen.

Wenn es weh tut, hat Daniel Weiß alles richtig gemacht. Der 23-Jährige wirft sich in Schüsse des Gegners, um Tore mit vollem Körpereinsatz zu verhindern. Dabei ist er eigentlich Stürmer, doch für die Eisbären ist er dann besonders wertvoll, wenn es im eigenen Drittel brenzlig wird. Weiß ist der Unterzahlspezialist beim deutschen Eishockeymeister. „Natürlich macht Tore schießen mehr Spaß, als Schüsse zu blocken“, sagt er. „Aber ich mache das gern für das Team, denn so ein geblockter Schuss bringt die Mannschaft nach oben.“

In den ersten beiden Saisonspielen der Eisbären in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) gegen Ingolstadt und Iserlohn hat das hervorragend geklappt. Nach dem 7:5-Sieg am vergangenen Sonntag gegen die Roosters wurde Weiß von Trainer Jeff Tomlinson geradezu geadelt: „Daniel hat das beste Spiel gemacht, seitdem er bei den Eisbären ist.“ Und da ist er schon eine ganze Weile. Weiß kam mit seinem Bruder Alexander 2003 aus dem Schwarzwald nach Berlin und durchlief anschließend alle Nachwuchsmannschaften bei den Eisbären. Er galt als großes Talent, gewann schon in jungen Jahren vier Meisterschaften. Doch unter Trainer Don Jackson stagnierten seine Leistungen, er wurde zum Rollenspieler, der kaum noch Einsatzzeiten bekam.

Schließlich liehen die Eisbären Weiß während der vergangenen Saison nach Nürnberg aus, wo er vor allem Spielpraxis sammeln sollte. Sein Trainer bei den Ice Tigers war seinerzeit Jeff Tomlinson, wenn auch nur für kurze Zeit. „Die vier Wochen mit ihm haben mir sehr gut getan. Dadurch habe ich wieder Lust am Eishockey bekommen“, erinnert sich Weiß. Doch dann wurde Tomlinson entlassen, der Spaß verging anschließend auch Daniel Weiß wieder. Im Sommer kehrte er nach Berlin zurück – zu Tomlinson, der Nachfolger von Jackson in Berlin wurde.

Tomlinson hält große Stücke auf Weiß, aber er fordert auch viel von seinem Spieler: „Daniel ist zwar erst 23 Jahre alt, aber er spielt schon lange in der Liga. Jetzt ist es für ihn an der Zeit, eine Führungsrolle zu übernehmen.“ Das ist Weiß bisher in dieser Saison gelungen, auch wenn er am Freitag beim 0:2 in Krefeld genauso blass blieb wie die meisten seiner Kollegen. Die teaminterne Plus-Minus-Wertung führt Weiß allerdings auch nach der ersten Saisonniederlage weiter an. Die Statistik sagt aus, wer bei eigenen Toren (Plus) und Treffern des Gegners (Minus) auf dem Eis ist. Daniel Weiß steht derzeit bei plus 4. „Er ist physisch sehr stark und schont sich nicht“, sagt Tomlinson und lobt die Harmonie in der neu zusammengestellten dritten Sturmreihe zwischen Weiß, Laurin Braun und Kris Sparre.

Am Sonntag kehren Weiß und Tomlinson mit den Eisbären zum Auswärtsspiel nach Nürnberg (Beginn: 16.30 Uhr) zu den in dieser Saison noch ungeschlagenen Ice Tigers zurück. Das sei kein besonderes Spiel, behaupten beide. Man fahre dorthin, „um drei Punkte gegen ein starkes Team zu holen“. Weiß muss sich dabei wieder zeigen, sich anbieten – auch für einen neuen Vertrag. Der aktuelle läuft nach der Saison aus. Es ist vielleicht die letzte Chance, sich bei den Eisbären durchzusetzen. Das ist Weiß bewusst: „Natürlich will ich eine gute Saison abliefern, damit ich weiter bei den Eisbären spielen darf.“ Klappt das nicht, müsse er sich eben anderweitig umsehen. So wie sein Bruder. Alexander Weiß hat nach seinem Weggang aus Berlin vor zwei Jahren sein Glück in Köln gefunden. Doch so weit will Daniel im Moment nicht denken. „Mein Ziel ist es, mich bei den Eisbären zu etablieren.“ Auch wenn das bedeutet, auf dem Eis regelmäßig schmerzhafte Entscheidungen treffen zu müssen.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false