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Sport: „Dann soll er wechseln“

Hertha BSC ist wütend über die Verspätung Marcelinhos – der Brasilianer könnte sogar verkauft werden

Berlin - Vor dem Spiel der deutschen Nationalmannschaft am Dienstagabend gegen Italien hatte Dieter Hoeneß noch einmal mit Marcelinhos Berater Wolfgang Nothdurft telefoniert. „Wir kommen morgen“, hatte Nothdurft behauptet. Am Mittwochmittag aber war dieser Stand schon wieder überholt. „Nach unseren Informationen wird er heute nicht ankommen“, sagte Hoeneß, der Manager des Fußball-Bundesligisten Hertha BSC. In dem Fall Marcelinho ist viel Bewegung – und viel Ärger.

Seit Montag trainiert das Team für die kommende Saison. Marcelinho hat den Start im Sommer bereits zum vierten Mal in Folge verpasst, weil er seinen Urlaub eigenmächtig verlängert hat. „Das Maß ist voll. Ich habe keine Lust mehr“, sagte Hoeneß. Ein Wechsel des Brasilianers vor dem Start der Hinrunde ist nicht ausgeschlossen, der Vertrag des 31-Jährigen läuft noch ein Jahr. Zwar liegen Hertha laut Hoeneß noch keine Angebote vor, aber er sagt auch: „Wenn Marcello unbedingt wechseln will, dann soll er wechseln. Es muss aber ein Klub sein, der uns finanziell zufrieden stellen kann.“

Gerüchten zufolge verhandelt ein Berater von Marcelinho namens Afonso Vilar mit dem brasilianischen Erstligisten Palmeiras Sao Paulo. Vilar sagte der brasilianischen Zeitung „Correio da Paraiba“: „Wenn Hertha beim Vertrag nicht 30 Prozent drauflegt, könnten wir uns vorstellen, auf die Angebote einzugehen.“ Von Marcelinho wird in der Zeitung folgende Stellungnahme abgedruckt: „Das Leben als aktiver Fußballer ist kurz. Das Beste für mich wäre, wenn ich sechs Monate bei Palmeiras spiele und dann zurück zu Hertha gehen könnte.“

Ein Ausleihgeschäft für ein halbes Jahr ist für die Berliner jedoch kein Thema, weil sie daran nicht verdienen würden. „Dass wir ihn ausleihen, ist ausgeschlossen“, sagte Hoeneß. Marcelinho ist anscheinend nicht besonders gut beraten. Seine Verspätung wird ihn viel Geld kosten. „Auch Marcelinho hat eine Schmerzgrenze bei Geldstrafen. Die werden wir austesten“, sagte Hoeneß. Marcelinho gehört zu den Spitzenverdienern bei Hertha. Es ist unwahrscheinlich, dass er bei einem anderen Klub ein ähnlich hohes Gehalt bekommen wird.

Auch die Geduld seines Trainers Falko Götz hat Marcelinho überstrapaziert. „Ich bin persönlich enttäuscht. Gerade weil ich in der vergangenen Saison, als Marcelinho eine Krise hatte, immer an ihm festgehalten habe“, sagte Götz. Bevor Marcelinho nach Brasilien geflogen sei, habe er ein langes Gespräch mit ihm geführt, in dem es um die pünktliche Rückkehr des Fußballstars ging. „Er hat versprochen, sich dieses Mal nicht zu verspäten“, sagte Götz. Auf die Art der Bestrafung Marcelinhos wollte er sich gestern noch nicht festlegen. Nur so viel: „Es wird ein Leben nach Marcelinho geben. Warum sollen wir es nicht gleich probieren?“ Marcelinho könnte zeitweise aus dem Kader ausgeschlossen werden. Allerdings ist die personelle Situation angespannt vor dem ersten Pflichtspiel der Saison, dem UI-Cup-Spiel am 16. Juli. Dort trifft Hertha auf Minsk oder Moskau. Die Nationalspieler Josip Simunic, Gilberto und Arne Friedrich sind dann noch im Urlaub.

Sollte es Hertha gelingen, Marcelinho zu verkaufen, würden die Berliner das Geld wohl in einen neuen Angreifer investieren. Erst einmal will Hoeneß aber die Ankunft Marcelinhos abwarten: „Wir werden Fakten schaffen, wenn er da ist.“

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