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Japanische Kalligraphie. Jenson Button muss japanischen Fans nicht nur Autogramme schreiben, der 33-Jährige ist dank seiner Freundin in Japan auch schon herumgekommen und interessiert sich für die Kultur des Landes. Foto: AFP

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Sport: Das adoptierte Idol

Jenson Button aus England ist beim Grand Prix in Suzuka der Liebling der japanischen Formel-1-Fans.

Kein japanischer Fahrer mehr im Feld und bis zur Rückkehr von Honda dauert es noch zwei Jahre – den japanischen Formel-1-Fans fehlen im Moment Gelegenheiten, sich mit der Rennserie zu identifizieren. Das tut zwar ihrer Begeisterung rund um den Grand Prix in Suzuka an diesem Wochenende keinen Abbruch, aber sie freuen sich dann doch, wenn einige der gegenwärtigen Piloten ihren besonderen Bezug zu Japan betonen.

Am besten und ehrlichsten kann das Jenson Button. Der war nicht nur jahrelang für Honda unterwegs, sondern hält sich auch relativ oft im Land der aufgehenden Sonne auf. In erster Linie natürlich seiner Freundin wegen. Jessica Michibata ist halb Japanerin, halb Argentinierin, hat aber ihre Karriere als Fotomodell hauptsächlich in Asien gemacht und so zu diesem Teil ihrer Herkunft die deutlich engeren Beziehungen.

Durch sie hat Button viel von Japan kennengelernt, auch abseits der touristischen Pfade. Er erzählt gerne davon, Hiroshima besucht zu haben und andere Orte im „wahren Japan außerhalb des ausgeflippten Tokio“, über das viele Touristen und Geschäftsreisende nicht hinauskommen. „Vor ein paar Jahren waren Jessica und ich auch einmal am Valentinstag in Kyoto“, berichtet Button. „Wir haben dort zu Abend gegessen, man kann dort nicht einfach ins Restaurant gehen und sein Essen bestellen. Man musste dort eingeladen werden – und die Rechnung bekam man hinterher ganz diskret zugeschickt.“ Die japanische Küche sei ohnehin für ihn die beste der Welt, genauso sehr gefallen ihm die Japaner selbst: „Ich mag es, wie respektvoll die Leute in Japan miteinander umgehen. Das bedeutet mir viel. In meiner Familie war es schon immer so.“

Jenson Button meint es ernst mit seiner Zuneigung zu Japan und interessiert sich auch für die Geschichte, Kultur und Religion des Landes. In Japan hat es ihn sogar zu dort sehr beliebten Sportarten gezogen, die für einen Engländer eher ungewöhnlich sind. „Einmal habe ich mir mit Mark Webber Baseball angeschaut, das hat mir viel Spaß gemacht“, sagt Button. „Und dieses Jahr war ich in Tokio beim Sumo-Ringen. Jedes Mal wenn ich hier bin, versuche ich, etwas anderes auszuprobieren.“ Auch in seinem eigenen Sport hat der 33-Jährige in Japan schon viel erreicht. Und dass er wie fast alle Fahrer die Strecke von Suzuka besonders liebt, ist schon fast selbstverständlich. Allerdings kam er beim Qualifying am Samstag nur auf Rang zehn, Weltmeister Sebastian Vettel geht am Sonntag (8 Uhr, live bei RTL) als Zweiter hinter seinem Red-Bull-Kollegen Mark Webber ins Rennen.

Egal an wievielter Position Button in Suzuka ins Ziel kommt – der Liebe der Japaner kann er sich sicher sein: „Die Fans hier basteln die schönsten Karten und schreiben tolle Nachrichten.Die japanischen Fans flippen regelrecht aus.“ Als Button 2011 in Suzuka gewann, konnte er den japanischen Rennsport-Nachwuchs aus der Nähe erleben. Vor dem Rennen sah er jungen Japanern beim Kartfahren zu. „Es war etwas ganz Besonderes, zu beobachten, wie sie etwas machten, was sie lieben“, sagt Button. „Kartfahren ist noch unverfälscht, es ist noch purer Sport. Den Kids dabei zuzusehen, das war eine tolle Erinnerung an meine Kartzeit. Es war auch toll zu sehen, wie viele Talente es in Japan gibt.“ Die es allerdings nicht leichthaben, sich international durchzusetzen – wirklich vielversprechende japanische Nachwuchspiloten, die sich für die Formel 1 empfehlen, gibt es derzeit nicht.

So werden sich die japanischen Fans auf absehbare Zeit erst einmal damit zufrieden geben müssen, ihren adoptierten Idolen zuzujubeln. Wobei diejenigen besonders hoch im Kurs stehen, die entweder blond sind – wovon vielleicht auch Sebastian Vettel ein bisschen profitiert – oder die früher einmal in Japan gefahren sind, so wie Adrian Sutil, der aus seiner Formel-3-Zeit noch einen eigenen Fanklub dort hat. Oder eben Jenson Button mit seinem besonderen Bezug zu ihrem Land.

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