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Sport: Das Elfergestirn

Was ein Karnevalsprinz vom Aufstieg des 1. FC Köln hält

Herr Broicher, der 1. FC Köln ist am Montagabend in die Bundesliga aufgestiegen. Jetzt träumt der Klub mal wieder von einer großen Zukunft. Ist der 1. FC Köln auf dem Weg, wieder ein ernst zu nehmender Karnevalsverein zu werden?

Wir Karnevalisten von der Nippeser Bürgerwehr haben durchaus Angst. Der FC ist eine echte Konkurrenz für uns. Wahrscheinlich regiert bei uns in Köln bald kein Dreigestirn, sondern ein Elfergestirn. Aber es geht um mehr. Wir haben ja noch den traditionellen Elferrat. Fällt Ihnen was auf?

Klar, das ist die Größe einer Fußballmannschaft.

Genau. Der Elferrat leitet die Prunksitzungen. Das könnten in Zukunft die Spieler des 1. FC Köln übernehmen. Das wäre dann tatsächlich eine Machtübernahme. Aber es gab ja genug Alarmzeichen. Die vielen Karnevalisten zum Beispiel, die in dieser Saison verkleidet zu den Spielen des FC gingen.

Sie hätten solchen Auswüchsen mal entgegensteuern sollen…

Haben wir ja. Jeder, der verkleidet beim FC erwischt wurde, sollte eine Dauerkarte von Fortuna Köln bekommen. Das ließ sich aber nicht durchsetzen. Wir haben uns dafür anders gegen die drohende Machtübernahme gewehrt.

Wie denn?

Wir sind selber zu den FCSpielen gegangen, inkognito natürlich, und haben für den Gegner gebrüllt.

Beim 3:3 gegen Alemannia Aachen hat das ja gut geklappt.

Ja, da sind wir stolz drauf. Wir sind mit einer Masse Traditionalisten angerückt und haben uns die Seele aus dem Leib gebrüllt. Ein paar von uns schrien allerdings im Eifer des Gefechts zum FC: „Ihr seid doch nur ein Karnevalsverein.“ Denen droht jetzt der Ausschluss. Der Karnevalsverein sind wir.

Kölns Trainer Friedhelm Funkel wohnt in dem Hotel, in dem das Dreigestirn seine Hochburg hatte. Und Funkel ist kein solcher Karnevalsmuffel wie sein Vorgänger Ewald Lienen. Sie müssen mit dem Schlimmsten rechnen: dass sich Funkel zum neuen Prinzen küren lässt.

Wir sind auf jeden Fall wachsam. Wir haben ihn ja schon länger im Blick. Vor Heimspielen haben wir nachts in der Nähe seines Zimmers gesungen. Machmal hat’s geholfen. Da war er so übernächtigt, dass er schlecht coachte.

Trotzdem ist Köln aufgestiegen. Was ist eigentlich dran am Gerücht, Manager Rettig würde heimlich Frauenkleider anprobieren, weil er im Dreigestirn die Jungfrau spielen will?

Hab ich auch gehört. Aber wie sieht das denn aus? Der mit seinen dicken Beinen.

Ihre Amtszeit endete am Aschermittwoch 2003. Sind Sie froh, dass Sie die Machtübernahme durch den FC nicht mehr im Amt erleben müssen?

Da können Sie ein Kölsch drauf nehmen. Aber wenn ich an meine Nachfolger denke, o Gott.

Das Gespräch führte Frank Bachner .

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