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Schwarzer Tag. Sechs Tage vor Saisonbeginn musste Dirk Bauermann gehen. Foto: dpa

© dapd

Sport: Das Ende kam im Kitty Cheng

Die Basketballer von Bayern München entlassen Trainer Dirk Bauermann.

Berlin - Die Geschichte in Berlin war wohl zu viel. Vor gut zwei Wochen absolvierten die Basketballer des FC Bayern München ein Testspiel gegen Alba. Nach der Niederlage ließen es einige Bayern-Spieler im örtlichen Nachtleben krachen. Um zwei Uhr nachts sollen die US-Amerikaner Chevon Troutman, Jared Homan und Tyrese Rice im „Kitty Cheng“ in Handgreiflichkeiten verwickelt gewesen sein, Rice soll aus der Bar geflogen sein.

Am gestrigen Donnerstagabend dann gab Bayern die Entlassung von Trainer Dirk Bauermann bekannt, sechs Tage vor Beginn der Bundesliga-Saison. Ein Erdbeben in der deutschen Basketball-Welt. Der frühere Bundestrainer wurde mit sofortiger Wirkung beurlaubt, für ihn übernimmt sein Assistent Yannis Christopoulos. Nach ausführlichen Diskussionen über mehrere Wochen hätten sich „unterschiedliche Auffassungen über die Führung und Weiterentwicklung der Mannschaft ergeben“, teilte Vizepräsident Bernd Rauch mit.

Der Zusatz „Führung“ deutet an, dass der nächtliche Ausflug in Berlin Einfluss auf die Entscheidung gehabt haben dürfte. Es war nicht der erste Diskostreit eines Bayern-Spielers, Homan fiel bereits vergangene Saison auf. Bauermann spielte die Vorfälle danach herunter, man könne Spieler eben nicht anketten.

Speziell der Zeitpunkt der Trennung lässt aber erkennen, dass die Ursachen tiefer liegen. Schon länger soll es Spannungen zwischen Bauermann und der Klubführung gegeben haben. Es gab Gerüchte, der eigenwillige Charakterkopf sei angeblich zu bestimmend und beratungsresistent aufgetreten. Erfahrungen aus dem Fußball zeigen, dass Bayern-Präsident Uli Hoeneß mit solchen Charakteren bisweilen aneinander gerät, siehe Louis van Gaal. Für Stellungnahmen war zunächst keiner der Beteiligten zu erreichen.

Die Entlassung überrascht insofern, als Bauermann das Basketball-Projekt des Fußballrekordmeisters maßgeblich mit aufgebaut hat. Der 54-Jährige übernahm die Münchner in der Zweiten Liga, stieg mit reichlich Finanzkraft auf und führte sie im ersten Bundesligajahr direkt in die Play-offs, wo jedoch nach der ersten Runde schon Schluss war. Eine Zeit lang machte es Hoeneß zur Bedingung, nur in den Basketball einzusteigen, wenn Bauermann dabei ist. Bauermann hörte dafür nach acht Jahren als Bundestrainer auf. Der neunmalige Meistertrainer schien wie die Idealbesetzung für die Aufgabe: smart, gutes Englisch, ein Verkäufer der Bayern-Markenerweiterung. Lediglich sein eher langsamer Defensivbasketball kam beim Publikum nicht immer an.

Vor dieser Saison verkündete Hoeneß, die Schonzeit für das Team sei vorbei. Offenbar galt das auch für den Trainer. Von acht Testspielen vor Saisonbeginn verlor Bayern fünf, es soll konditionelle Defizite gegeben haben. Beim Gastspiel in Berlin wirkte Bauermann entspannt und zuversichtlich, die neuen Spieler seien ein Qualitätssprung, lobte er. Gestern gab er mittags noch eine Pressekonferenz als Trainer, entlassen wurde er nachmittags.

Am kommenden Mittwoch wird der Grieche Christopoulos gegen Oldenburg auf der Bayern-Bank sitzen, offenbar bis Saisonende. Einen ähnlich großen Namen wie Bauermann werden die Münchner im deutschen Basketball nicht mehr finden, um ihr ambitioniertes Projekt prominent steuern zu lassen. Ausnahme: Svetislav Pesic. Der Serbe verhandelt derzeit darüber, ob er als Bundestrainer weiterarbeitet, ist also vertragslos. Sein Sohn arbeitet schon bei Bayern: Sportdirektor Marko Pesic.

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