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Trainer Jens Keller genießt bei Schalke 04 nur noch wenig Sympathien. Die Zweifel an seinen Fähigkeiten haben in den vergangenen Wochen wieder stark zugenommen.

© reuters

Schalker Trainer Jens Keller: Das Ende vom Spiel

Vor dem entscheidenden Gruppenspiel in der Champions League steht Trainer Jens Keller bei Schalke vor dem Aus. Selbst ein Sieg gegen Basel und der Einzug ins Achtelfinale dürften ihn kaum retten.

Es ist kein gutes Zeichen für Jens Keller, dass bereits offen über seinen Nachfolger spekuliert wird. Der Ex-Bremer Thomas Schaaf ist in Gelsenkirchen im Gespräch, wohl auch der Niederländer Martin Jol, der gerade beim FC Fulham beurlaubt wurde. Derzeit geht rund um den Schalker Markt kaum noch jemand davon aus, dass Keller auch über den Jahreswechsel hinaus noch Trainer des FC Schalke 04 sein wird. Selbst wenn der 43-Jährige heute Abend das Endspiel um den Einzug in das Achtelfinale der Champions League gegen den FC Basel erfolgreich bestreiten sollte. Der Ruhrgebietsklub muss gewinnen, um diese Hürde zu nehmen. Sollte dies nicht gelingen, wären nicht nur zusätzliche fünf Millionen Euro verspielt, sondern eine ganze Saison wäre bereits zu diesem frühen Zeitpunkt vertan. Auch im DFB-Pokal ist der Klub frühzeitig im Achtelfinale gescheitert. „Ich konzentriere mich auf meine Arbeit“, wehrte Keller gestern Fragen nach einer möglichen Beeinträchtigung ab.

Die intensiven Diskussionen um Keller nehmen mittlerweile auch unangenehmen Einfluss auf sein Privatleben. So soll Kellers Sohn vor ein paar Tagen in eine Rangelei in der Schule geraten sein, weil er von den Mitschülern wegen der Diskussion um seinen Vater intensiv gehänselt wurde. Es sei zu einer handfesten Auseinandersetzung gekommen, wie Horst Heldt verriet. „Ich wollte das eigentlich nicht erzählen, aber da ist eine Grenze überschritten worden. Die Leute unterscheiden nicht mehr zwischen Beruf und Privatleben, das ist bedenklich“, sagte der Schalker Manager. Heldt wollte sich allerdings erneut nicht zu einem eindeutigen Bekenntnis zu seinem Coach hinreißen lassen. „Wir werden die Situation nach dem letzten Spiel gegen Nürnberg analysieren“, sagte der Manager nach der jüngsten Bundesliga-Niederlage gegen Borussia Mönchengladbach. Gestern untermauerte Heldt diese Aussage. „Wir werden ein Worst-Case-Szenario erst bewerten, wenn es eingetreten ist“, sagte er. Ein Bekenntnis zum Trainer sieht sicher anders aus.

Video: Endspiel für Schalke und Keller

Zu unbeständig präsentierte sich Kellers Mannschaft in dieser Saison. Von der Konstanz der Spitzenmannschaften sind die Schalker meilenweit entfernt. Eine durchgehende Spielidee ist auch nach einem Jahr unter Keller nicht zu erkennen. Die Mannschaft tritt zumeist so auf, als hätte sie vor allem etwas zu verlieren.

Es sind aber nicht nur die sportlichen Auftritte seines Teams, die Jens Keller ins Abseits gerückt haben. Seit Saisonbeginn herrschen im Umfeld nachhaltige Zweifel daran, dass der Trainer den Schalkern Erfolge bescheren kann. Und das, obwohl Keller in der Vorsaison den vierten Tabellenplatz erreichte und ihm später gegen PAOK Saloniki die Qualifikation für die Champions League gelang.

Kellers Auftritte in der Öffentlichkeit wirken häufig eher wie eine Belastung für ihn und erscheinen wenig lustvoll. Seine trockene und sparsame Rhetorik beschert ihm zudem wenig Sympathiepunkte. Die Vorbehalte, dass der Trainer die Spieler für seine Sache begeistern kann, begleiten ihn von Woche zu Woche. Keller befindet sich deshalb im permanenten Rechtfertigungsmodus. Keine ideale Ausgangsposition, um eine Mannschaft erfolgreich zu führen. Vor allem nicht in einem Klub, der höchsten Ansprüchen genügen will und wie kaum ein anderer Emotionen bei seinen Anhängern weckt.

„Es gab in diesem Jahr schon mehrere Befreiungsschläge, die ich gemacht habe“, sagte Keller. Er selbst scheint kaum noch daran zu glauben, dass er eine Zukunft in Gelsenkirchen hat. Es ist nur schwer vorstellbar, dass Jens Keller auch zu Beginn der Rückrunde seine Aufgabe fortführen darf. Selbst wenn er die ausstehenden drei Begegnungen in diesem Jahr erfolgreich bestreitet, würden die Diskussionen spätestens bei der ersten Niederlage erneut beginnen.

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