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Sport: „Das finde ich weinerlich“

Bambergs Trainer Bauermann wundert sich über Alba nach dem ersten Basketballfinale

Berlin. Dirk Bauermanns schönste Anekdote stammt aus seiner Zeit als Basketballtrainer beim griechischen Erstligisten Dafni Athen. Dort musste er sich jeden Abend mit dem Präsidenten des Klubs zusammensetzen und über die Mannschaft diskutieren. Dabei leerte der Präsident stets eine Flasche Whiskey. „Der Mann war ein wackliger Typ“, sagt Bauermann, „kurzfristig saß er auch im Gefängnis.“ Eines Tages wollte der Präsident den amerikanischen Aufbauspieler rauswerfen, weil dieser schlecht gespielt hatte. Bauermann protestierte, zumal das Spiel nur zur Saisonvorbereitung gedient hatte. Eine halbe Stunde lang stritten sie über diese Personalie, als der Präsident anfing, hinter seinem Rücken am Gürtel herumzufingern. „Plötzlich legte er einen Colt auf den Tisch“, sagt Bauermann. „In diesem Moment waren wir einer Meinung.“

Dirk Bauermann durfte diese Geschichte in den letzten Tagen wieder öfters erzählen. Seit dem 44-Jährigen mit TSK universa Bamberg der Einzug ins Finale der Basketball-Bundesliga gelang, rückt auch der Trainer, der mit Bayer Leverkusen in den Neunzigerjahren sieben Meistertitel in Folge gewann, wieder in den Blickpunkt der Öffentlichkeit. „Das ist schon ein kleines Wunder, was wir in diesem Jahr geschafft haben“, sagt Bauermann. Nach der 69:73-Niederlage im ersten Finalspiel gegen Alba Berlin glaubt der Bamberger Coach daran, dass sein Team heute (Schmeling-Halle, 20 Uhr) und am Sonntag (Schmeling-Halle, 15 Uhr, jeweils live im DSF) mindestens einmal bei Alba Berlin gewinnen wird. „Wir sind auf Augenhöhe, wer Bonn und Köln rauswirft, kann auch in Berlin bestehen.“ Zudem sei sein Team im ersten Finale übermotiviert gewesen. „Das wird in Berlin nicht mehr der Fall sein.“

Besonders spornen ihn die Beschwerden der Berliner an. „Das war eher Catchen als Basketball“, hatte Albas Centerspieler Jovo Stanojevic gesagt. Mithat Demirel, der heute trotz einer Fußprellung spielen wird, klagte über ständige Provokationen. „Berlin jammert wegen angeblicher Nickligkeiten herum“, sagt Bauermann, „das ist kein Zeichen von Souveränität, das finde ich weinerlich.“ Seine Mannschaft spiele in der Verteidigung tatsächlich hart. „Das ist auch beabsichtigt“, sagt der ehemalige Nationaltrainer, „was das basketballerische Talent angeht, können wir nicht mit den Top-Teams mithalten.“ Also verlegt sich Bamberg aufs Kämpfen. „Wir spielen intensiv, aber nicht unfair.“

Bauermann dürfte in der Max-Schmeling-Halle nicht so freundlich empfangen werden wie der ehemalige Alba-Spieler Wendell Alexis, der heute erstmals als Zuschauer nach Berlin zurückkehrt. Mit Bauermann verbinden die Berliner Fans eine Abneigung, die aus dem Jahr 1991 rührt. Zoran Radovic, Berlins bester Spieler, hatte sich damals das Bein gebrochen. „Ich habe gesagt, dass das keinem besseren Menschen hätte passieren können“, erzählt Bauermann. „Das war unglücklich, das sind Dinge, die man besser nicht sagen sollte.“ Er sei damals noch jung gewesen, nur knapp über 30 Jahre alt.

Bauermann hat sich verändert. „Ich war früher emotionaler, jetzt bin ich gelassener und erfahrener.“ Abgesehen von seinem Engagement bei Sunair Ostende waren die Jahre mit Apollon Patras und Dafni Athen sportlich nicht erfolgreich – aber lehrreich. Auch die Bundesliga ist nicht mehr diejenige aus dem Jahr 1996, als er letztmalig mit Leverkusen den Titel holte. „Die Bundesliga ist insgesamt stärker und professioneller geworden“, sagt Bauermann, „in der Spitze jedoch nicht.“ Er glaubt, dass die Berliner und Leverkusener Finalteams aus dem Jahr 1996 auch heute eher im Endspiel stehen würden als die aktuellen Bamberger und Berliner Teams.

Eines aber blieb. Immer noch steht Bauermann im schwarzen Designeranzug am Spielfeldrand. Als Inspiration hierfür dient ihm Mickey Rourke im Film „9 1/2 Wochen“. Rourke besitzt darin einen Schrank voller schwarzer Anzüge, weil er sich nicht jeden Tag neu für eine Farbe entscheiden will. Bauermann sagt: „Eine hervorragende Idee.“ Seitdem er den Film erstmals sah, kauft er sich nur noch schwarze Anzüge. Das verhalf ihm zu einem Dressman-Image, doch er ist auch für Überraschungen gut. Bauermann sagt: „Im Training laufe ich auch in kurzer Hose herum.“

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