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Sport: Das Geld liegt auf der Straße

Borussia Dortmund will in der Champions League noch einmal richtig abkassieren

Von Richard Leipold

Dortmund. Wie stehen die Aktien? Diese Frage bereitet der Fußball-Kapitalgesellschaft Borussia Dortmund seit längerem Verdruss. An der Börse ist das Papier tief gefallen. Die BVB-Aktie notierte am Montag unter vier Euro, vor gut einem Jahr war sie fast doppelt so teuer. Der Bundeskanzler, ein Anhänger des Klubs, spräche vermutlich von "weltwirtschaftlichen Verwerfungen", die auch den BVB nicht verschonten. Stärker als der Kursverfall dürfte die Dortmunder allerdings der mittelmäßige Saisonstart auf dem grünen „Parkett" des Fußballs beunruhigen. Nur sieben Punkte aus fünf Bundesligaspielen dokumentieren einen Ertragsrückgang gegenüber dem Vorjahr, als die Borussen im gleichen Zeitraum zwölf Zähler erreicht hatten. An diesem Dienstag betritt der BVB zum ersten Mal das internationale Geschäftsfeld Champions League. Und schon kommt wieder Zuversicht auf, wenigstens nach offizieller Lesart. „Das ist ein ganz anderer Wettbewerb für uns", sagt Geschäftsführer Michael Meier. „Hier treten wir nicht als Favorit an." Die Borussen sehen sich zum wiederholten Mal in der noch jungen Spielzeit vor einem sportlichen Neubeginn, von dem sie sich frische Impulse versprechen. Auswärts gegen Arsenal London, den Favoriten der Gruppe A, wird es jedoch schwerer werden als zuletzt im regionalen Wettbewerb, der gegen Bochum und Schalke jeweils Teilerfolge brachte. Der FC Arsenal dagegen ist in der englischen Premier League seit 27 Heimspielen ungeschlagen; in der vorigen Saison ließen die „Gunners" im Highbury Park international erst Schalke (3:2) unter ihrer Angriffslust leiden, später Bayer Leverkusen (4:1).

Doch Matthias Sammer gibt sich überraschend offensiv. Der Trainer des BVB reagiert auf die jüngste Baisse auf heimischen Rasenplätzen mit der Zuversicht jener, die glauben, dass der Boden erreicht sei, er spekuliert kühn gegen den Trend. „Wenn wir an die Leistungen der letzten Spiele anschließen, sehe ich keine allzu großen Probleme. Die Signale beider Teams stehen auf Sieg, mal sehen, wer sich durchsetzt." Als Sammer sein Signal setzte, wusste er vermutlich noch nicht, daß Tomas Rosicky ausfallen würde. Der tschechische Mittelfeldstratege hat die Dienstreise nach London am Montag wegen einer Verhärtung im Oberschenkel nicht angetreten. Rosickys Ausfall sei aber „weder ein Schock noch ein Rückschlag" für die Mannschaft. „Wir haben genügend gute Spieler dabei." Im Bemühen, ihre internationale Reputation zu stärken, geben die Dortmunder sich selbstbewusster als gewohnt. Sportmanager Michael Zorc verlangt von einem Deutschen Meister, „ohne wenn und aber die Zwischenrunde zu erreichen". Mindestens. Manager Meier fordert eine deutliche Ergebnisverbesserung im europäischen Geschäft. Im Vorjahr war die Borussia als Gruppendritter der Vorrunde in den Uefa-Pokal abgestiegen und hatte den finanziellen Schaden mit dem Erreichen des Endspiels nur teilweise wettgemacht. Der BVB sei wirtschaftlich und sportlich „dazu verdammt, die Zwischenrunde und auch das Viertelfinale zu erreichen", sagt Meier. Nicht dass der Klub im Falle eines früheren Scheiterns Not leiden müsste. Allein für die Teilnahme an der ersten Gruppenrunde sind den Westfalen 15 Millionen Euro sicher. Doch für europäische Spitzenmannschaften liege „das Geld immer noch auf der Straße", sagt Meier. Dieses Mal wollen die Dortmunder es entschlossen aufheben, zumal auch in der Champions League das Ende des goldenen Zeitalters naht. Der Wegfall der Zwischenrunde verringert von der nächsten Saison an die ie Zahl der Spiele – und auch die Einnahmen.

Gerade für die Klubs, die teure Teams unterhalten wie Borussia Dortmund, bietet es sich an, noch einmal groß abzukassieren. Die Gelegenheit zur Profitsteigerung ist günstiger denn je. Da diesmal nur drei deutsche Vereine an der Champions League teilnehmen, steigt der jeweilige Anteil. „Es gibt in dieser Saison sogar mehr zu verdienen als in der letzten", sagt Meier. Für den BVB mag das Geld auf der Straße oder auf dem Rasen liegen, aber nicht einmal dieser Umstand dürfte die Aktie in Schwung bringen.

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