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Die Schnellste. Natalie Geisenberger rodelte am Dienstag zu Gold.

© dpa

Wir sind Rodeln!: Das Gold von Geisenberger im olympischen Eiskanal

Es gibt weltweit weniger Rodler und Rodlerinnen als Eishockeyspieler in China – und trotzdem geht uns die Sportart alle an. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Claus Vetter

Die Deutschen – das Volk der Rodler und Rödler. Gut, das mit dem Rödeln haben wir uns vielleicht ein wenig abgewöhnt. Zumindest ist der Ruf noch halbwegs intakt, den Deutschen wird immer noch nachgesagt, dass sie gern und fleißig arbeiten.

Im Rodeln ist es dagegen glasklar – die Deutschen sind Rodeln! Ein Volk der Spitzenrodler*innen! Natalie Geisenberger hat am Dienstag schon das zweite Gold bei den Winterspielen von Peking für das deutsche Team eingefahren, vor ihrer Landsfrau Anna Berreiter. Johannes Ludwig hatte bei den Männern vorgelegt, so schnell im Schlitten stürzt sich niemand den Eiskanal hinunter wie die Piloten und Pilotinnen vom Team Germany.

Wie weit das weltweit interessiert, wenn die Deutschen mal wieder in ihrer Sportart abgesahnt haben? Nun, wohl eher wenig, wenn man die Welt abseits von Deutschland, Österreich, Südtirol und vielleicht noch Russland als Maßstab nimmt und dann mal auf die anderen Sportarten schaut, die so bei Olympia unterwegs sind. Weltweit gibt es um die 7000 aktive Rodler*innen, inklusive Nachwuchs. Zum Vergleich: China allein hat in seiner Randsportart Eishockey rund 14.000 organisierte Spieler:innen.

Aber was heißt das schon?! Es kann sich auf den wenigen Bahnen der Welt eben nur eine Minderheit mutig den Eiskanal hinunterstürzen und die meisten Menschen würden sich das gar nicht trauen. Und schließlich: Wer knattert aktuell schon in einem Formel-1-Boliden? Weit weiniger als 100 Männer.

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Nun lässt sich dem natürlich entgegnen, dass Milliarden von Menschen Auto fahren und einige davon sogar auch im Rennwagen sitzen. Aber so verhält es sich ja mit dem Rodeln auch. Vergangenen Winter etwa, als mal kräftig Schnee fiel, waren in Berlin die Rodelbahnen überfüllt. Wenn es schneit, dann stürzen wir uns gern wagemutig auf dem Holzschlitten die Hügel hinunter.

Das olympische Rodeln erinnert uns bei all seiner Ferne und Abgehobenheit an die Schönheit des Winters, an den Geruch von Eis und Schnee. Schon allein deshalb gehört Rodeln zu Winter-Olympia wie Laufen zu Sommer-Olympia und insofern ist es doch schön, wenn man Sportlerinnen und Sportler feiern kann, die in so einer Sportart so vorne sind.

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