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Sport: Das heißeste Rennen des Jahres

Bei 40 Grad Lufttemperatur wird der Große Preis von Malaysia zur Tortur für Fahrer und Autos

An das Rennen vor zwei Jahren erinnert sich Jenson Button nur ungern. Er hatte damals einen technischen Defekt. Keinen Motorplatzer oder Reifenschaden, nein, es erwischte ihn viel schlimmer: Die Wasserflasche funktionierte nicht. „Ich konnte das ganze Rennen über nicht einen einzigen Schluck trinken“, erzählt der BAR-Honda-Pilot. „Zwanzig Runden vor Schluss fing ich an zu zittern. Es war beängstigend.“ Gegen Ende des Rennens war die Dehydrierung so weit fortgeschritten, dass der Engländer kaum noch etwas sah. „Ich möchte so etwas nicht noch mal erleben.“ Kein Formel-1-Fahrer möchte so etwas am Sonntag (8.00 Uhr MEZ, live bei RTL und Premiere) erleben. Dann nämlich findet der Große Preis von Malaysia statt, den die Veranstalter nicht zu Unrecht als „heißestes Rennen des Jahres“ ankündigen.

Mehr als 40 Grad Lufttemperatur werden am Sonntag an der Strecke in Sepang herrschen. Auch wenn die Regenzeit schon vorbei ist, darf man zudem mit einer Luftfeuchtigkeit von etwa 90 Prozent rechnen. Mit reduzierten Motordrehzahlen, zusätzlichen Kühlfenstern in den Verkleidungen und Trockeneisrationen bei den Boxenstopps versuchen die Teams, ihre Autos in diesen extremen Bedingungen zu schützen. Die größte Belastung aber kommt auf die Fahrer zu. Sie müssen im Rennen mehr als eineinhalb Stunden lang physische Höchstleistungen in ihren 60 Grad heißen Cockpits vollbringen. Und das hält man allein mit normalem Training nicht durch.

„Wichtig ist, dass man den Körper in der Vorbereitung allmählich an die Hitze gewöhnt“, sagt Gerry Conby, der Fitnessbetreuer des McLaren-Mercedes-Piloten Juan Pablo Montoya. „Die Anpassung an solche Bedingungen dauert acht bis zehn Tage, wobei die ersten drei die wichtigsten sind.“ So flog Montoya gleich nach dem Saisonauftakt in Melbourne vor zwei Wochen auf die malaysische Ferieninsel Langkawi, um sich dort langsam zu akklimatisieren. Im Luxusresort Datai spielte Montoya täglich mehrere Stunden Golf, schwamm ein bisschen und machte Krafttraining. Auch Red-Bull-Fahrer Christian Klien führte sein Lauftraining in der Hitze Langkawis durch. Die meisten der älteren Piloten müssen wegen Knie- und Rückenproblemen nach Jahren brutaler Vibrationen in hart abgestimmten Autos und wegen Unfallnachwirkungen auf diese effektive Vorbereitungsmethode verzichten.

Wie Michael Schumacher zum Beispiel. Der Weltmeister bereitete sich an der Ostküste Malaysias per Fahrrad auf die Hitzeschlacht vor. Außerdem spielte er noch ein bisschen Fußball, was sein Betreuer Balbir Singh wegen Schumachers Knieproblemen eigentlich nicht gerne sieht. Diesmal hat der Deutsche aber keine Sanktionen zu befürchten – Singh ist nicht in Sepang, „weil er zu Hause ein paar Dinge zu erledigen hat“. Schumacher glaubt, auch ohne ihn perfekt auf den Grand Prix eingestimmt zu sein: „Prinzipiell hatte ich mit solchen Bedingungen bis jetzt nie größere Probleme.“

Mindestens genauso entscheidend wie das reine Training ist es, schon im Vorfeld des Rennens den Wasserhaushalt des Körpers so gut wie möglich ins Gleichgewicht zu bringen, um einer Dehydrierung vorzubeugen. In einem normalen Rennen verlieren die Piloten etwa einen Liter Flüssigkeit, in Malaysia können es bis zu vier Liter sein. Bei einem 75 Kilogramm schweren Fahrer sind das mehr als fünf Prozent des Körpergewichts. Wird dieser Verlust nicht ausgeglichen, hat er einen bis zu 30-prozentigen Abfall der körperlichen Leistungsfähigkeit zur Folge. Schon ein Wasserverlust von mehr als zwei Prozent macht sich in Konzentration, Muskelkraft und Ausdauer eindeutig bemerkbar.

Deswegen trinken die Fahrer in den Tagen vor dem Rennen so viel wie möglich. Gleichzeitig nehmen sie viele Mineralstoffe und Elektrolyte auf, um den Verlust an Kalium, Magnesium und Salz durch das Schwitzen auszugleichen. Während des Rennes ist die Trinkflasche im Cockpit das wichtigste Utensil. Auf eine kühle Erfrischung können die Fahrer aber auch dann nicht hoffen, wenn sie einwandfrei funktioniert. „Nach drei Runden ist das Wasser so warm, dass es ist, als ob man Tee trinkt“, sagt Jenson Button. „Aber wenigstens bringt es einen einigermaßen ohne Ausfallerscheinungen über die Distanz.“

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