zum Hauptinhalt

Sport: „Das ist frustrierend“

Alba Berlins Jörg Lütcke ist verletzt – schon wieder

Berlin. Vielleicht sechs Millimeter sind noch übrig. Das Haupthaar von Alba Berlins Basketballer Jörg Lütcke präsentiert sich neuerdings deutlich kürzer. Frauen sagt man nach, dass sie den Willen zu Veränderungen in ihrem Leben dadurch kundtun, dass sie sich die Haare kürzen. Bei Lütcke ist es vielleicht eine Botschaft an seinen Körper, dass sich etwas ändern soll: keine Verletzungen mehr, bitte! Nur bis ganz unten war sie in der letzten Woche nicht vorgedrungen. Da brach sein Muskelfaserriss in der Wade, den er schon überwunden glaubte, im Training wieder auf. Also muss der 27-Jährige sein Comeback verschieben. Auch heute im Bundesligaspiel gegen Brandt Hagen (15 Uhr, Max-Schmeling-Halle) wird er nicht spielen.

„Die Stelle in der Wade ist schlecht durchblutet und daher anfällig“, sagt der gebürtige Stuttgarter. „Ich glaube aber nicht, dass ich ein muskuläres Problem habe.“ Doch das klingt eher nach Hoffnung als nach Gewissheit. Seit 1999, als er einen Kreuzbandriss erlitt, die erste schwere Verletzung seiner Karriere, trifft es Lütcke in fast schon erschreckender Regelmäßigkeit. Kurz danach erwischte es das andere Knie, dann beide Waden. Und wenn es nicht die Sehnen oder Muskeln sind, verhindert eine Grippe den Einsatz des Nationalspielers. Wie vor einer Woche in Braunschweig. Erst zweimal kam der Flügelspieler in dieser Bundesligasaison zum Einsatz. Dabei werden besonders seine Defensivqualitäten bei Alba vermisst.

Die braucht Lütcke im Moment selbst. Es stehen weitere Besuche in der Reha-Klinik an, die er eigentlich nie mehr betreten wollte. „Wir probieren jetzt mal neue Therapien aus“, sagt Lütcke. Der Unterhaltungswert dieser Übungen dürfte dennoch unter dem eines Basketballspiels liegen. Die Trostlosigkeit der ungeliebten Räume färbt langsam auch auf den sonst optimistischen Lütcke ab: „Dass ich nicht spielen kann, ist frustrierend genug. Aber dass es sich so lange hinzieht, frustriert mich am meisten.“ Wie lange er diesen Zustand noch ertragen muss, weiß er selbst nicht. „Ich würde gerne sagen, dass es nur ein bis zwei Wochen dauert. Aber mittlerweile bin ich da vorsichtig.“

Zu oft hat der eigene Körper Lütcke, der die Eigenschaft Zuverlässigkeit besonders schätzt, im Stich gelassen – das Vertrauen ist erschüttert. Immerhin habe er seine Lehren daraus gezogen. Bisher wollte Lütcke so schnell wie möglich zurück aufs Parkett, „aber jetzt lasse ich es ruhig angehen und überstürze nichts“. Wichtig ist vielmehr, dass Lütcke in Zukunft dauerhaft beschwerdefrei bleibt. Seinen Urlaub will er deshalb jedenfalls nicht schon wieder opfern.

Während die Mannschaftskollegen in der Vergangenheit ausspannten, suchte sich Lütcke nämlich ein Feriendomizil in Griechenland, das besonders gute Reha-Möglichkeiten bot. Zweimal hat er dort schon Verletzungen auskuriert. Einen dritten Besuch möchte er sich ersparen. „Schließlich will ich ja auch noch andere Sachen im Urlaub sehen.“

Christian Hönicke

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false