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Sport: Das Knie des Kapitäns

Herthas Führungsfigur Arne Friedrich wird heute operiert und fällt mindestens fünf Wochen lang aus

Berlin - Um neun Uhr am Dienstagmorgen klingelte das Handy von Lucien Favre. Und schon war der Tag für den Trainer von Hertha BSC gelaufen. Sein Kapitän Arne Friedrich war am anderen Ende der Leitung, er hatte nichts Gutes zu berichten. Friedrich ist am linken Knie verletzt, so heftig, dass er ungefähr fünf bis sechs Wochen lang nicht Fußball spielen kann. „Das ist bitter für mich“, sagte Friedrich. Für seine Mannschaft ist es das auch. In der bisher so erfolgreichen Saison war der 29-Jährige in der Innenverteidigung neben Josip Simunic und vor Torwart Jaroslav Drobny in überragender Form. „Das ist schade für Arne und schade für uns“, sagt Simunic.

Bereits am heutigen Mittwochmorgen soll Friedrich von Gerd Schleicher, dem Bruder des Mannschaftsarztes, in Potsdam am Meniskus operiert werden, unter Vollnarkose. „Erst danach wird man abschätzen können, wie schwer die Verletzung tatsächlich ist“, sagt Friedrich. Er hoffe, in dieser Saison noch zum Einsatz zu kommen. Die Spielzeit endet für Hertha am 23. Mai in Karlsruhe.

Wie Friedrich sich verletzt hat, das weiß Herthas Kapitän selbst nicht so genau. Im Spiel am Samstag gegen Borussia Dortmund habe er keine Schmerzen gespürt. Allerdings hatte Friedrich vor der Begegnung nur einmal trainieren können, nachdem er sich im Spiel beim VfB Stuttgart zwei Wochen zuvor einen Muskelfaserriss zugezogen hatte. Die Muskelverletzung war jedoch auf der rechten Seite, jetzt ist das linke Knie betroffen. Friedrich konnte nur vermuten, „dass ich nicht so rund gelaufen bin“ und es deshalb zu der Verletzung gekommen sei. Diese Saison ist trotz der guten Leistungen keine leichte für Friedrich. Bereits vor dem ersten Spieltag brach er sich einen Lendenwirbel und verpasste den ersten Spieltag sowie Teile der Vorbereitung. Dann kam der Muskelfaserriss in Stuttgart, weshalb er der Nationalmannschaft gegen Liechtenstein und Wales fehlte – und jetzt auch noch der Meniskus. Friedrich kneift die Augenbrauen zusammen, als er von seiner Misere erzählt. Eigentlich kennt er seinen Körper anders. „Das letzte Mal wurde ich operiert, als ich noch gar nicht bei Hertha war“, erzählt er. Friedrich spielt seit 2002 für die Berliner.

Es ist noch offen, wie Trainer Lucien Favre auf den Ausfall reagieren wird. Als Friedrich in Stuttgart nach gut 20 Minuten ausgewechselt werden musste, brachte der Trainer den Brasilianer Kaka. Das Spiel ging 0:2 verloren. Kaka wirkte nicht eben als Stabilisator der Viererkette. Wahrscheinlicher ist deshalb, dass Favre seinen Schweizer Landsmann Steve von Bergen am Samstag bei Hannover 96 in der Innenverteidigung einsetzt. Von Bergen hatte bereits am vergangenen Samstag gegen Borussia Dortmund wieder eine Chance bekommen, er spielte auf der rechten Seite passabel, eine von der Liga beauftragte Statistikagentur führte ihn gar als den zweikampfstärksten Spieler der Begegnung (93 Prozent). Marc Stein wird nach dem Ablauf seiner Gelbsperre in Hannover wohl auf seine rechte Seite zurückkehren, von Bergen könnte also nach innen rücken.

Gegenüber der Öffentlichkeit nimmt Josip Simunic seiner Mannschaft die Friedrich-Ausrede vorsichtshalber schon im Voraus. „Wenn es jetzt nicht rund läuft, dann sagt ihr vielleicht, das sei wegen Arne oder wegen des Drucks. Aber wir werden euch zeigen, dass wir das kompensieren können“, sagte der Kroate. Er selbst habe als älterer Spieler und stellvertretender Kapitän nun vielleicht etwas mehr Verantwortung zu übernehmen. Aber so viel mehr könne das eigentlich gar nicht sein. „Wir spielen doch immer noch zu elft.“

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