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Sport: Das knurrende Problem

Trainer Huub Stevens gerät bei Schalke unter Druck.

Montpellier - Eigentlich könnte es eine ganz entspannte Lustreise für den FC Schalke 04 sein. Der bereits für das Achtelfinale der Champions League qualifizierte Ruhrgebietsklub würde bei einem Sieg am Dienstagabend (20.45 Uhr, live bei Sky) gegen den HSC Montpellier die Gruppenphase als Tabellenerster beenden. Wenn da nur nicht diese Krise wäre, die sich seit Wochen wie ein dunkler Schleier über die Mannschaft legt.

Die Stimmung rund um das Schalker Team hat einen neuen Tiefpunkt erreicht, und daran ist nicht nur die miserable Punkteausbeute von fünf Punkten aus den vergangenen sechs Bundesligaspielen schuld. Vor allem Trainer Huub Stevens lässt derzeit jegliche Form der Diplomatie vermissen und ist zu seiner vergessen geglaubten Mentalität des „Knurrers von Kerkrade zurückgekehrt. „Eigentlich wollte ich mich in den letzten Jahren nicht mehr ärgern. Jetzt muss ich es doch wieder tun“, sagte der 59-Jährige und machte sich nach dem erneut enttäuschenden Spiel gegen Borussia Mönchengladbach (1:1) auf die Suche nach den Schuldigen.

Zu allererst suchte er sie bei den Medien, die seiner Meinung nach den Druck auf Torhüter Lars Unnerstall dermaßen erhöhten, dass der Trainer gezwungen war den ebenfalls glücklosen Timo Hildebrand zwischen die Pfosten zu stellen. „Wenn ein junger Torwart ausgepfiffen wird, dann macht man sich als Trainer Gedanken“, sagte Stevens. Darüber hinaus bekam auch „ein kleiner Teil der Zuschauer“ den Zorn des Niederländers zu spüren, der seiner Mannschaft gegen Gladbach die Unterstützung entzogen hatte. Dass es sich dabei allerdings um einen Protest gegen die Klubführung und deren Anordnung zu intensiveren Kontroll-Maßnahmen für die Stadionbesucher handelte, ignorierte er. Der eigentliche Kern der sportlichen Problematik aber blieb bei seinem Rundumschlag unberührt.

Stevens hatte die Mannschaft nach dem Rücktritt von Ralf Rangnick im September 2011 wieder auf Kurs gebracht und zu Beginn dieser Saison auf Platz zwei geführt. Doch nun ist keine weitere Entwicklung zu erkennen. Die meisten Spieler haben sich sogar weit von ihrer Normalform entfernt.

Auch Horst Heldt reagiert zunehmend gereizt auf die verbalen Ausbrüche des Trainers. „Die Aussagen sind für viele nicht akzeptabel, aber so wird er immer bleiben“, sagt Schalkes Manager. Stevens ist vom Retter zum Problem mutiert. Und dass bereits überMike Büskens oder Armin Veh spekuliert wird als Nachfolger für Stevens, ist kein gutes Zeichen für den Trainer, dessen Vertrag am Saisonende ausläuft.Jörg Strohschein

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