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Das Sprungwunder. Der nur 1,69 Meter kleine Messi entschied 2009 mit seinem Kopfballtor zum 2:0 das Finale gegen Manchester United.

©  p-a/dpa

Champions-League-Finale: Das neue Barcelona

2009 düpierten der FC Barcelona Manchester United im Finale der Champions League. Wie wird es am Samstag aussehen?

Lionel Messi schien nicht zu wissen, wohin mit seiner Freude. Wie soll man das Unmögliche auch angemessen feiern? Am Ende zog er sich einfach den Schuh aus – den Kopf konnte sich Messi ja auch schlecht abreißen.

Mit dem Kopf hatte der Argentinier gerade das 2:0 gegen Manchester United erzielt und damit das Finale der Champions League zugunsten des FC Barcelona entschieden. Eine bessere Schlusspointe hätte dieses Duell der Giganten kaum finden können – in doppelter Hinsicht.

Zwei Jahre ist es her, dass der FC Barcelona und Manchester United zuletzt im Finale der Champions League aufeinander getroffen sind, am Samstag treffen sie im Champions-League-Finale in London erneut auf einander. 2009 war vor dem Spiel ausgiebig darüber diskutiert worden, wer denn nun der beste Fußballer der Welt sei: Messi oder Manchesters Cristiano Ronaldo. Die Fachwelt tendierte eher zu Ronaldo, weil der neben all seinen anderen Qualitäten und anders als der kleine Argentinier auch noch über ein formidables Kopfballspiel verfüge. Und dann ist es der 1,69 Meter kleine Messi, der die Riesen in Manchesters Verteidigung mit einem Kopfballtor überwindet.

Dieser Treffer ist nicht nur ein Ding der Unmöglichkeit, er ist auch die treffende Illustration für die Machtverhältnisse auf dem Feld. Dass Barcelona über den Titelverteidiger triumphiert ist vor allem ein Sieg der Klugheit. Der Geist schlägt den Körper.

Selten ist ein Fußballspiel mit derart hohen Erwartungen überfrachtet worden wie das Endspiel 2009 im Olympiastadion von Rom. „Finalissima“ nennen es die Italiener, die höchste Steigerung eines Finales sozusagen. Es wird zum Kampf der Kulturen erklärt: Wucht trifft auf Eleganz, Kraft auf Schönheit. Manchester gilt als leicht favorisiert, obwohl der FC Barcelona mit seinem neuen Trainer Josep Guardiola eine überragende Saison gespielt hat, in Spanien Meister und Pokalsieger geworden ist und gerade erst 6:2 im Stadion des Erzrivalen Real Madrid gewonnen hat. Aber es gibt Zweifel, ob die Katalanen der physischen Stärke Manchesters würden standhalten können.

Sie können.

Zehn Minuten dominieren die Engländer das Finale. Cristiano Ronaldo spielt wie aufgedreht, drei Möglichkeiten hat er in der Anfangsphase, dann aber trifft Samuel Eto’o mit dem ersten Angriff seiner Mannschaft zum 1:0 für Barça. Und fortan ist von Manchester nichts mehr zu sehen. United muss sich vorkommen wie ein Rennfahrer, der in einem Formel-1-Boliden sitzt, aber nicht von der Stelle kommt, weil er daran scheitert, den Gang einzulegen.

Barça profitiert davon, dass sich Manchester auf ein offenes Duell einlässt – anders als der FC Chelsea im Halbfinale, der es nur darauf angelegt hat, den Spielfluss der Katalanen einzudämmen und mit dieser ultradefensiven Masche beinahe erfolgreich gewesen wäre. Erst in letzter Minute des Rückspiels erzielt Andres Iniesta mit einem Fernschuss den Treffer, der Barça ins Finale bringt. Doch auch wenn es nicht ganz funktioniert hat: Chelseas Trainer Guus Hiddink hat der Welt gezeigt, wie man Barcelona lahm legen kann.

Alex Ferguson aber ignoriert diese Erkenntnis. Guardiolas Mannschaft darf nahezu ungestört ihr Spiel spielen. Sie lässt den Ball kreiseln – und Manchester am langen Arm verhungern. „Ich kenne kaum eine Mannschaft, gegen die es schwieriger ist zu spielen“, sagt Manchesters Trainer nach der Finalniederlage. „Wenn wir den Ball verloren hatten, dauerte es oft Minuten, bis wir ihn wieder erobert hatten, und dann konnten wir nichts mit ihm anfangen.“

An Barcelonas grundsätzlichem Stil hat sich seitdem nichts geändert. Nur im Detail gibt es Unterschiede, wobei für Ferguson in jener Nacht von Rom schon „das neue Barcelona“ zu sehen war: Nach dem 1:0 der Spanier „gab es einen Vorgeschmack auf ihre aktuelle Spielweise. Messi kam bis dahin durch die Mitte, danach spielten sie ohne Mittelstürmer, genau so, wie sie es heute gerne machen.“

Alex Ferguson findet den FC Barcelona in dieser Saison sogar noch stärker, als er es damals schon war; ob die Angelegenheit am Samstag in London weniger deutlich ausfällt als in Rom, wird daher vor allem davon abhängen, wie sich seine Mannschaft diesmal präsentiert. Alex Ferguson sagt: „Wir werden eine Lösung finden.“

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