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Sport: Das Nichts als Botschaft

Der Trainerstab macht ein Gesprächsangebot

Vier Mann auf dem Podium – drei von ihnen tragen Trauerschwarz. Einzig die kleinen schwarz, rot, goldenen Sterne an der Brusttasche ihrer Anzüge versprühen etwas Farbe. Es sind die Herren Joachim Löw, Oliver Bierhoff und Andreas Köpke im dunklen DFB-Zwirn. Einen Tag nach der 1:4-Schlappe in Italien treten alle noch einmal in der Zentrale des Deutschen Fußball-Bundes in Frankfurt am Main vor den Medien auf. Rücktritt? Andere WM-Vorbereitung? Klinsmann zieht um nach Deutschland? Die Erwartungen sind groß im Konferenzsaal des DFB. Dutzende Kamerateams haben sich positioniert. Die Nachrichtensender sind live dabei, der Journalistentross wartet hungrig auf Neuigkeiten. Dann kommt Klinsmann.

Er tanzt aus der Reihe. Blaue Jeans mit blauem Rollpulli, dazu hellbraune Turnschuhe. Er lacht schelmisch und will Normalität demonstrieren. Schon nach seinem ersten Eingangsstatement lehnt er sich zurück, schlägt die Beine übereinander und wippt auf dem Stuhl. Er lümmelt fast wie ein gelangweilter Schüler.

Vielleicht liegt das daran, dass Klinsmann im Prinzip nichts zu verkünden hat – das Nichts soll seine Botschaft sein. „Wir wollen uns nur mal mit euch austauschen, der Abend war nicht sehr erfreulich, aber wir stehen zu unserer Mannschaft, und wir sind hundertprozentig von den Jungs überzeugt.“ Ratlosigkeit und ein wenig Enttäuschung machen sich breit. Was soll das Ganze hier? Nur Reden? Gemeinschaftlich das Negativerlebnis vom Vorabend therapieren?

Eine Kleinigkeit immerhin hat Klinsmann doch zu verkünden. Die von Bundesliga-Vereinen wenig geliebten Leistungstests vor dem Spiel gegen die USA am 22. März werden verschoben. Das war’s. Mehr wird nicht verändert in der WM-Vorbereitung. Und auch die Leistungstests selbst sind nicht ganz aus der Welt. „Wir werden sie nicht ausfallen lassen, sondern nur an einem besseren Termin nachholen“, schiebt Klinsmanns Assistenztrainer Löw hinterher.

Ein wenig diskutieren einige Berichterstatter noch mit denen, über die sie zu berichten haben, über taktische Variationsmöglichkeiten und über die psychologischen Folgen einer solchen Niederlage. Klinsmann fordert noch eine „Wiedergutmachung“ vom Team. Doch so richtig weiß keiner etwas mit der Veranstaltung anzufangen. Denn alle vier auf dem Podium – egal ob Trauerschwarz oder lockere Jeans – wollen ohnehin nur vermitteln: Wir vier haben bereits entschieden. Die Jungs sind gut, die Taktik stimmt, die Motivation ist da, das Ziel bleibt bestehen. Klinsmann überlässt das Antworten schließlich seinem Teammanager. Bierhoff sagt dann Sachen wie: „Wir sagen der Mannschaft nicht, dass wir WM-Favorit sind. So verrückt sind wir nicht.“ Nach 28 Minuten ist der Spuk beendet, keiner hat mehr eine Frage. Außer der: War da was?

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www.tagesspiegel.de/ted

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