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Gelsenkirchner Bekenntnis in Leipzig. Auch wenn Hertha-Fans den Verein Schalke 04 nicht mögen, doch diese Idee fanden viele gut.

© dpa

Hertha BSC: Das planen die Fans im Spiel bei RB Leipzig

4500 Hertha-Fans reisen zum Topspiel nach Leipzig – Proteste gegen RB sind offiziell nicht angemeldet. Zu rechnen ist trotzdem damit. Dem Präsidenten gefällt das nicht.

Es ist inzwischen gute Sitte in deutschen Fußballstadien, dass Mannschaften am Ende einer Saison oder zum Abschluss der Hinrunde ihren Fans auf besondere Weise den gebührenden Dank abstatten. Sie lassen dann von der Marketingabteilung ein professionell gestaltetes Transparent mit eingängigen Botschaften („Danke – Ihr seid die Besten“) produzieren, das sie gemeinschaftlich vor der Kurve enthüllen. So ähnlich war das auch vor zwei Wochen in Leipzig, nur dass die Spieler des FC Schalke 04 ihren Fans noch nicht vorzeitig ein frohes Fest wünschen wollten. Mit ihrer Botschaft aber dürften sie ihrem Anhang eine mindestens ebenso große Freude bereitet haben. „Gegründet von Kumpeln und Malochern“, stand auf ihrem Spruchband.

Natürlich war das vor allem eine Anspielung auf den Retortenklub Rasenballsport Leipzig, der 2009 von der Marketingabteilung eines Brauseherstellers gegründet worden war und daher den Unmut aller traditionell gestimmter Fußballfans hervorruft. Diese Haltung ist auch im Anhang von Hertha BSC weit verbreitet. Dass sich die aktiven Fans beim Bundesligaspiel ihres Klubs am Samstag in Leipzig eine ähnliche Aktion wie die der Schalker Spieler wünschen, haben sie bei der Mitgliederversammlung vor zweieinhalb Wochen kundgetan. Ob der Klub sich denn vorstellen könne, eine Aktion pro Tradition und gegen Kommerz zu unterstützen, wurde Präsident Werner Gegenbauer gefragt. „Aus meiner Sicht wird es überhaupt keine Aktion von Hertha aus geben“, antwortete er barsch.

Gegenbauer gegen die Fan-Meinung

Aus Gegenbauers Wortmeldung entspann sich bei der Mitgliederversammlung eine hitzige Debatte mit den Ultras. „Es ist eine Unverschämtheit, wie einige Leute jemanden wie Dietmar Hopp beleidigen“, sagte Herthas Präsident. „Damit möchte ich nichts zu tun haben.“ Er wolle Leipzig sportlich besiegen, aber „es ist nicht unsere Aufgabe, zu kritisieren, dass Leipzig auf die Landkarte des Fußballs zurückgekommen ist“. Wie weit Gegenbauers Meinung an den Ansichten der organisierten Fans vorbei ging, war am vergangenen Samstag im Olympiastadion zu sehen. Die Ultra-Gruppierung Hauptstadtmafia enthüllte beim Spiel gegen Werder Bremen ein Transparent mit der Aufschrift: „Wer die Mitglieder nicht ehrt, ist bei Hertha verkehrt. Gegenbauer raus!“

Am Samstag werden knapp 4500 Hertha-Fans nach Leipzig fahren, die sichtbaren Meinungsäußerungen der Ultras aus Berlin werden in eine ähnliche Richtung gehen wie die der Schalker Spieler vor zwei Wochen. Die Hertha-Fans wollen mit Spruchbändern die Tradition ihres Klubs feiern. Transparente mit expliziten Anti-RB-Botschaften sind nicht angemeldet worden. Aber was heißt das schon? Wer meldet schon an, was in einem Stadion eigentlich nichts zu suchen hat? Da die Leipziger auf Anfeindungen eingestellt sind, sind die Ordner bei den Kontrollen entsprechend penibel.

Der Protest gegen Rasenballsport Leipzig ist bei den etablierten Klubs zumindest in dieser Saison, der ersten Leipzigs in der Bundesliga, Pflicht. So hat das Bündnis Südtribüne Dortmund das Spiel des BVB in Leipzig boykottiert. Die Ultras des FC Augsburg besuchten eine Begegnung ihrer U 23, anstatt in Leipzig die Profis anzufeuern („Keine Sau fährt nach Leipzig“), und die Anhänger von Borussia Mönchengladbach schwiegen in Anlehnung an das Gründungsjahr ihres Klubs 19:00 Minuten. Selbst in Hoffenheim und Leverkusen gab es Proteste gegen Rasenballsport.

In den vergangenen Jahren haben die organisierten Fans mehrerer Vereine, darunter auch die des 1. FC Union Berlin, sogar Testspiele ihrer Klubs gegen Rasenballsport verhindert. Hertha BSC hingegen ist zweimal, 2010 und 2013, zu Freundschaftsspielen gegen die Leipziger angetreten. Sehr zum Unwillen ihrer Anhänger. Der Förderkreis Ostkurve boykottierte die Begegnung 2013 und organisierte aus Protest sogar eine Bezirksmeisterschaft der Hertha-Fans. Und auch jetzt ließ der Förderkreis einen Teil seiner Mitglieder abstimmen, wie man mit dem Duell umgeht.

Seinerzeit wurde der Vereinsführung die Zusage abgerungen, dass es in Zukunft keine Testspiele gegen RB mehr geben wird. Allerdings hat Manager Michael Preetz damals schon auf ein grundsätzliches Problem hingewiesen: „Wer weiß, wie es dort weitergeht. Vielleicht spielen wir in zwei Jahren in einem Punktspiel dort.“ Es sind immerhin drei Jahre geworden.

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