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Sport: Das richtige Maß

Der Zweifel hatte Marion Jones schon lange überholt. Auch wenn die amerikanische Sprinterin bislang noch keine positive Dopingprobe abgegeben hatte, so war doch ihre Glaubwürdigkeit auf der Strecke geblieben.

Der Zweifel hatte Marion Jones schon lange überholt. Auch wenn die amerikanische Sprinterin bislang noch keine positive Dopingprobe abgegeben hatte, so war doch ihre Glaubwürdigkeit auf der Strecke geblieben. Es gab einfach zu viele Anschuldigungen gegen sie und zu viele Dokumente, die sie als Kundin des Dopinglaboranten Victor Conte aus Kalifornien belasteten. Gerade weil sie dennoch weiterlief, ist die Genugtuung über ihre jetzt veröffentlichte positive A-Probe so hoch. Es ist auch kein Wunder, dass gerade nach diesem Fall die Forderung wieder auftaucht, die Wettkampfsperre bei Dopingvergehen von zwei auf vier Jahre zu erhöhen.

Diese Forderung ist deshalb verständlich, weil die Wahrscheinlichkeit, eine mutmaßlich hochprofessionelle Doperin wie Jones zu erwischen, so gering ist. Die vierjährige Sperre würde dann alles einschließen, was man Athleten wie ihr nicht hat nachweisen können. Doch gerechtfertigt ist diese Forderung nicht. Denn die Sperre würde nicht nur für Jones gelten, sondern beispielsweise auch für eine junge, unbedarfte Athletin, die von ihrem Trainer zur Einnahme verbotener Substanzen verführt worden ist. Ein Berufsverbot von vier Jahren wäre in manchen Disziplinen beinahe gleichbedeutend mit einem Karriereende. Doping ist zwar Betrug, aber kein Verbrechen, das eine derart harte Strafe rechtfertigen würde. Die Forderung nach vier Jahren Wettkampfsperre passt in eine Zeit, in der Verbandsfunktionäre in blindem Eifer Gefängnisstrafen für Athleten fordern und Politiker ein Anti-Doping-Gesetz, ohne zu wissen, was es überhaupt bewirken soll.

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