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Sport: Das Tor ist zu

Der VfB und Timo Hildebrand trennen sich – scheitert nun auch das Stuttgarter Modell?

Am späten Abend redete Erwin Staudt sich den Frust von der Seele. „Den Tag kannst du streichen“, sagte der Präsident des VfB Stuttgart. Stunden nachdem die Trennung von Torwart Timo Hildebrand nach zehn Jahren zum nächsten Sommer bekannt gegeben wurde, erzählte Staudt, „dass wir alles getan haben, was möglich war“.

Hildebrands Abgang ist für den Klub ein Rückschlag. Obwohl Staudt munter von Marketingerfolgen, der „heilen VfB-Welt“ und steigenden Mitgliederzahlen spricht, keimt im Schwäbischen die Angst, das „Stuttgarter Modell“ der jungen aufstrebenden Mannschaft könnte bald zerbrechen. „Man kann es sich einfach machen und auf Timo draufhauen. Aber man sollte sich auch fragen, warum der Verein ihn nicht halten konnte“, sagte Mittelfeldspieler Horst Heldt. Kevin Kuranyi hatte leise Kritik an Hildebrand geäußert, obwohl der Nationalstürmer sich mit dem Präsidium angelegt und Staudt angegriffen hatte. Staudt soll nämlich über Hildebrands Verkauf spekuliert haben, wenn der VfB die Champions League nicht erreicht. Wegen des Konsolidierungskurses, den Staudt fortsetzen will, soll Hildebrand um die sportlichen Perspektiven gefürchtet haben.

Hildebrand muss sich nun einen neuen Klub suchen. Sein Weg könnte ins Ausland führen. So sucht Manchester United einen Torwart. Gerüchteweise wird ein Tausch von Timo Hildebrand mit Jens Lehmann gehandelt. Lehmann sitzt bei Arsenal London nur auf der Bank. „Wenn Timo geht, müssen wir auch über Lehmann nachdenken“, hatte VfB-Trainer Matthias Sammer gesagt. Obwohl Klubs wie Werder Bremen und Bayern München Kontakte zu Hildebrand dementiert haben, hat der Nationaltorwart durchaus mit anderen Bundesligisten geredet. Herthas Manager Dieter Hoeneß bestätigte gestern, dass er im vorigen Sommer mit Hildebrand gesprochen habe. Aber nach der Unterhaltung mit dessen Berater Dusan Bukovac habe er den Eindruck gehabt, dass es „um andere, um finanzielle Dinge“ geht. Darin sieht sich Hoeneß jetzt bestätigt. „Für uns stand fest, dass wir einen Transfer nur übers Geld nicht mitmachen werden“, sagt Hoeneß. Daran hat sich für Hoeneß nichts geändert.

Die Stuttgarter fühlen sich von Hildebrand und seinen Beratern an der Nase herumgeführt. Hildebrand sollte sich am Dienstagmorgen im Büro von Staudt erklären. Der 25-Jährige will vom Termin, den Staudt mit Hildebrands Berater vereinbart hat, nichts gewusst haben. Berater Bukovac teilte dem VfB mit, er habe seinen Klienten nicht über den Termin informiert. Hildebrand wurde aus dem Kraftraum nach oben ins Büro zitiert. Dort aber wollte er keine klare Aussage treffen, ob er das mit jährlich 1,8 Millionen Euro dotierte Angebot bis 2010 annimmt oder nicht. „Dann“, sagt Staudt, „habe ich ihm gesagt, dass wir es lassen.“

Oliver Bierhoff, Teammanager der deutschen Nationalmannschaft, wirft dem VfB vor, er habe Hildebrand mit einem Ultimatum „sehr stark unter Druck gesetzt“. Dass sich der Torwart in erster Linie vom Gedanken ans Geld habe leiten lassen, glaubt Bierhoff indes nicht. „Ich kenne ihn, er ist kein gieriger Profi“, sagt Bierhoff. VfB-Trainer Sammer hingegen behauptet: „Da sind unglaubliche Dinge im Umfeld abgelaufen.“ Aus Respekt vor Hildebrand werde er darüber jetzt noch nicht sprechen. Sammer braucht Hildebrand noch. „Timo bleibt mein Torwart in der Rückrunde.“

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