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Sport: Das Tor zum Olymp

Angelos Charisteas köpft Griechenland zum 1:0-Sieg im Finale über Portugal und zum EM-Titel

50 Jahre nach dem Wunder von Bern ist das zweite Fußballwunder der Nachkriegsgeschichte perfekt. Das Wunder von Lissabon. Durch einen 1:0 (0:0)-Sieg über Portugal wurde Griechenland zum ersten Mal Europameister. Damit ist der erste und der letzte Sieger dieser Europameisterschaft ein Deutscher – Otto Rehhagel, Trainer der Griechen. Das Tor des Tages erzielte Angelos Charisteas in der 57. Minute per Kopf. Auch er hat einen deutschen Bezug. Charisteas stürmt für Werder Bremen.

Während die griechischen Spieler nach dem Abpfiff um ihren deutschen Trainer herumtanzten, sanken die portugiesischen Spieler traurig auf den Rasen nieder. Ihr brasilianischer Trainer Luiz Felipe Scolari schüttelte enttäuscht den Kopf. Auch seine Mannschaft hatte das erste Mal ein Endspiel eines großen Turniers erreicht, es aber nicht gewinnen können.

Der Druck auf die Mannschaft des EM-Gastgebers war bis zum Anpfiff gewachsen. Von zwei Hubschraubern aus war die Fahrt des Mannschaftsbusses der Portugiesen live für das Fernsehen gefilmt worden. Was werden die Insassen dabei wohl gefühlt haben? Ihr Spiel im mit 64 000 Zuschauern ausverkauften Estadio da Luz jedenfalls war zu keiner Zeit so hingebungsvoll wie bei den großen Siegen über England und Holland.

Zum Teil lag das aber auch an den Griechen, die gewohnt taktisch sehr diszipliniert spielten und die Begegnung aus einer gesicherten Defensive kontrollierten. Die portugiesische Mannschaft hatte zwar mehr Ballbesitz, ohne aber wirklich Gefahr für das griechische Tor entwickeln zu können. Im Spielaufbau war der Favorit einfach zu langsam.

Portugals Rechtsverteidiger Miguel, der kurz vor dem Pausenpfiff verletzt ausgewechselt werden musste, schoss in der 14. Minute erstmals aufs Tor von Nikopolidis, der den Schuss mit den Fingerspitzen um den Pfosten lenkte. Zehn Minuten später versuchte es Maniche mit einem Weitschuss. das war es im ersten Abschnitt.

Die Griechen versuchten in Ballnähe stets eine personelle Überzahlsituation herzustellen. Vor allem die Mittelfeldachse Basinas, Katsouranis und Zagorakis versuchte die Spielfläche so klein wie möglich zu halten, um so das Kombinationsspiel der Portugiesen zu unterbinden. Sobald einer der Griechen den Ball erobert hatte, machten sie die Spielfläche groß. Bei der ersten Kontergelegenheit kam ihr Torjäger Angelos Charisteas noch einen Tick zu spät. Portugals Torwart Ricardo klärte vor dem Stürmer.

Mit Beginn der zweiten Halbzeit versuchten es die Portugiesen etwas leidenschaftlicher, doch wurde ihr offensives Spiel immer wieder durch Passungenauigkeiten unterbrochen. Weder Kapitän Luis Figo noch Spielmacher Deco konnten das Spiel an sich reißen und ordnen.

In gewisser Weise erinnerte das Finale an das Eröffnungsspiel dieser EM, das die Griechen mit 2:1 gewannen. Rehhagels Mannschaft überließ dem Gastgeber die Initiative, ohne sich aber ernsthaft in Bedrängnis bringen zu lassen. Und wieder waren es die Griechen, die in Führung gingen. Einer ihrer Konter führte in der 57. Minute zu einer Ecke. Es war die erste Ecke für die Griechen überhaupt. Basinas trat die Ecke, und in der Strafraummitte stieg Charisteas am höchsten und nickte den Ball ins Tor. Portugals Torwart Ricardo machte dabei nicht die beste Figur, da er nicht energisch genug zum Ball ging. Für Charisteas war es das dritte Tor dieser EM, aber das wohl wichtigste seiner Karriere. Portugals Trainer Scolari reagierte und brachte Rui Costa. Mit dem spielstarken Mann vom AC Mailand, der sein letztes Länderspiel bestritt, erhöhte sich der Druck aufs griechische Tor. Zudem kam Nuno Gomes für den glücklosen Stürmer Pauleta ins Spiel. Zunächst scheiterte Portugals Cristiano Ronaldo (74.), der über das Tor schoss, dann Luis Figo, dessen Schuss hauchdünn vorbei ging. Rehhagel war außer sich, doch seine Spieler verteidigten den Vorsprung bis zum Pfiff des deutschen Schiedsrichters Merk heldenhaft.

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