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Das Wort zum Spieltag: DENKVERBOT

Was unterscheidet den Fußball von der Politik? Eine ganze Menge vermutlich.

Was unterscheidet den Fußball von der Politik? Eine ganze Menge vermutlich. In der Politik zum Beispiel gibt es keine Denkverbote. Sagt die Politik. Aber kann sich jemand ernsthaft vorstellen, dass die CDU, sagen wir, ergebnisoffen über den Ausstieg aus der Atomkraft nachdenkt? Nee, ’tschuldigung, war gerade mit den Gedanken noch im Jahr 2010. Im Fußball hingegen gehören Denkverbote zum guten Ton, auch wenn jetzt ein paar Komiker sagen werden: Wieso muss man etwas verbieten, was es sowieso nicht gibt? Ja, ja, der Fußball ein denkfeindliches Milieu, dumm kickt gut, und das Gehirn dient nur dazu, damit der Wind nicht durch die Ohren pfeift … Nein, auch in der Bundesliga darf man denken, sogar was man will – nur nicht an den Titel. „Man muss nicht an die Meister- schale denken“, hat Schalkes Trainer Huub Stevens am Samstag verfügt – da hatte seine Mannschaft gerade zum vierten Mal hintereinander gewonnen und den Abstand zum Tabellenführer Bayern auf null Punkte verkürzt. In Dortmund und Gladbach denkt man ähnlich und, wenn überhaupt, nur von Spiel zu Spiel. Aber warum eigentlich? Wenn Gerhard Schröder so hasenfüßig gewesen wäre wie der durchschnittliche Bundesliga- profi, hätte er als Frischling im Politbetrieb nie an den Gitter- stäben des Bonner Kanzler- amtes gerüttelt und gerufen: „Ich will hier rein!“ Schröder hat sich sozusagen schon als junger Mann mit der Meisterschale auf dem Rathausbalkon gesehen und dieses Ziel fortan nie mehr aus den Augen verloren. Wäre vielleicht auch im Fußball gar nicht die schlechteste Strategie. Stefan Hermanns

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