Das Wort zum Spieltag: ÜBERNACHT
Es ist kein Geheimnis mehr, die Fußballwelt wird immer hektischer. Es gibt Blitztabellenabsteiger, Halbzeitpausenkrisen, Trainer werden im Minutentakt gefeuert und gefeiert.
Es ist kein Geheimnis mehr, die Fußballwelt wird immer hektischer. Es gibt Blitztabellenabsteiger, Halbzeitpausenkrisen,
Trainer werden im Minutentakt gefeuert und gefeiert.
Doch es gibt auch Positives: den Übernachttabellenführer. Auch 20-Stunden-Spitzenreiter genannt, aber Übernacht trifft es einfach besser. Es ist ein Produkt der Entzerrung, zwischen Freitag- und Sonntagabend weiß keiner mehr, wo er eigentlich steht; Zweitligisten warten gar bis Montag auf späte Gewissheiten. Kühler Fernsehkommerz, der eine eigene Romantik birgt. Und Reize. Es klingt fast verrucht, wenn die Tabelle flüstert: Kommst du noch rauf und
bleibst über Nacht?
Eintracht Frankfurt war gerade zum zweiten Mal kurz oben, dann standen wieder einmal die siegessicheren Bayern vor der Tür. Aber man nimmt, was man kriegen kann, gerade wenn die Tage zuletzt so grau waren.
Über Nacht, da reifen noch Träume. Mitternächtliche
Meisterschalen schleichen sich in den Schlaf, kurz vor dem
Autokorso hupt der Wecker.
Bei so vielen Zwischentabellen taugt eine dem Nachtschwärmer immer zum Einrahmen. Ein Schnappschuss, eine Erinnerung, wie man berauscht durchgetanzt hat und wie watteweich Wolke sieben war. Abschlusstabellen bleichen aus über den Sommer. Momente bleiben, gerade weil sie so flüchtig sind. Doch das werden die Tagelöhner aus München nie verstehen. Dominik Bardow
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