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Das Wort zum Spieltag: ZERMÜRBUNGSKAMPF

Der Fußball hat sich in den vergangenen Jahrzehnten erfolgreich von seinen militärischen Wurzeln gelöst. Von Bomben und Granaten ist längst keine Rede mehr, die Fußballsprache ist nahezu komplett zivilisiert worden.

Der Fußball hat sich in den vergangenen Jahrzehnten erfolgreich von seinen militärischen Wurzeln gelöst. Von Bomben und Granaten ist längst keine Rede mehr, die Fußballsprache ist nahezu komplett zivilisiert worden. An diesem Wochenende aber waren in der pazifistischen Bundesliga eindeutige Tendenzen der Remilitarisierung zu entdecken. Der Hoffenheimer Firmino hat sein Tor gegen Gladbach mit einer kriegerischen Geste gefeiert, indem er aus seinen Armen ein Sturmgewehr formte und wie wild um sich ballerte. Uli Hoeneß, mit etwas mehr Verstand gesegnet als der 20 Jahre alte Brasilianer, machte sich mindestens der sprachlichen Aufrüstung schuldig. Über das sich zuspitzende Duell um den Meistertitel sagte der Präsident der Bayern: „Das ist ein Zermürbungskampf.“ Hört sich irgendwie nach Stellungskrieg, Schützengraben und Artillerie- beschuss an. Die Assoziation ist vermutlich nicht ganz unbeab- sichtigt. Auf die Dortmunder wird – um im Bild zu bleiben – in den nächsten Wochen einiges einprasseln. Die Bayern haben ihre Lust an der Provokation wiederentdeckt. Mit jedem Sieg erhöhen sie den Druck, ihre schärfste Waffe ist und bleibt dabei das Wort. Man kennt ja die Kommentare aus München, die nur so vor Kraft strotzen und die Konkurrenz zum Bibbern bringen, wie man gestern in Köln gesehen hat. Es sind Sätze wie dieser: „Wir sind die bessere Mann- schaft. Im eins gegen eins haben die Dortmunder keine Chance. Basta.“ Das hat Uli Hoeneß gesagt. Vor ziemlich genau einem Jahr. Stefan Hermanns

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