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Sport: Das Zukunftsmodell

Franziska van Almsick entwirft Kunststoff-Latschen und läutet damit ihr Karriereende ein

Berlin. Also, Badelatschen geht auf keinen Fall. „Badelatschen hört sich total ätzend an“, sagt Franziska van Almsick. „Aber Sandalen klingt auch so alt.“ Na, also wie nun? „Flip Flop“ sagen jedenfalls alle Leute, die jünger sind als 40, zu den trendigen, nun ja, Kunststoff-Latschen, bei denen der große Zeh durch einen Steg abgetrennt ist. „Aber Flip Flop ist auch nicht optimal“, sagt van Almsick, 25 Jahre alt, und starrt einen Moment lang ratlos auf den Schuh, den sie gerade hoch hebt und den nun alle Fotografen und Kameraleute mit ihren Linsen einfangen. „Wie wir den Schuh bezeichnen, müssen die Firma und ich noch überlegen.“ Hat ja noch Zeit. Es genügt doch erst mal, dass Franziska van Almsick den Stil und die poppigen Farben dieses Schuhs entwickelt und ausgesucht hat. Und dass „ich erstmals bei einer kreativen Sache mitgewirkt und nicht bloß für sie geworben habe“. Die Werbung für die kreative Sache holt sie gerade in diesem edlen Berliner Hotel nach. Eigentlich wirbt sie auch für den Schwimm-Weltcup in Berlin (Landsberger Allee, Samstag und Sonntag, Finals jeweils ab 15 Uhr). Aber die Designerin van Almsick ist natürlich interessanter.

Dass die Weltrekordlerin bei einem Schuhunternehmen ihre Ideen einbringen durfte, ist ja nicht bloß eine nette Idee eines Sponsors. Die kreative Eigenleistung markiert, wenn man so will, einen neuen Lebensabschnitt der Sport- und Werbe-Ikone. Denn eine eigene Kollektion zu entwerfen zeigt, wie sehr sich van Almsick mit ihrer Zukunft beschäftigt. Und wie sehr der Sport zum bald abgeschlossenen Kapitel wird. Es ist noch nicht lange her, da hatte die Weltrekordlerin über 200 m Freistil eher unklare Vorstellungen über ihr Karriereende und die Zeit danach. Mal wollte sie nach einem perfekten Rennen aus dem Wasser steigen und abtreten. Mal war unklar, ob sie definitiv nach den Olympischen Spielen in Athen aufhört. Ihre Pläne konnten sich über Nacht ändern.

„Aber diese Schuh-Kollektion ist etwas für die Zukunft. So etwas will ich ausbauen“, sagt van Almsick. Nach den Schuhen sollen Taschen kommen, eine neue Kollektion. Pläne hat sie genug. Sicher, „das Training steht noch im Vordergrund“, bis Athen auf jeden Fall. „Aber danach hört sie auf mit dem ernsthaften Schwimmen“, sagt Regine Eichhorn, ihre Managerin. „Vielleicht noch eine Weltcup-Serie, aber die ohne großen Druck.“ Kein Gold in Athen? „Dann wäre ich natürlich enttäuscht, klar, aber es wäre nicht ganz furchtbar. Das Leben ginge weiter“, sagt van Almsick. 2000, nachdem sie das olympische 200-m-Freistil-Finale verpasst hatte, stöhnte sie noch: „Ich stürze mich ins Olympische Feuer.“ Aber sie ist gelassener geworden, sagt ihre Managerin.

Franziska van Almsick hat jetzt weitere Schwerpunkte neben dem Schwimmen entdeckt. Sie wirbt zum Beispiel für „Fairer Handel“. Dieses Unternehmen sorgt dafür, dass die Leute in Entwicklungsländern, die Produkte für die reichen Länder herstellen, fair bezahlt werden. Mit den Erlösen werden Projekte wie Schulen finanziert. Und irgendwann mal wird Franziska van Almsick sich ein paar dieser Projekte anschauen.

Irgendwann mal. Noch hat sie zu wenig Zeit neben dem Training. Schon die Kollektion der Schuhe hat ja fast endlos gedauert. „Vor vier Jahren schon wollte ich eine zweite Fremdsprache lernen“, sagt van Almsick leicht resigniert. „Das habe ich bis heute nicht hinbekommen.“

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