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DAS EMIRAT KATAR: Das Land verdankt seinen Reichtum einer Gasblase im Persischen Golf

Das Emirat Katar liegt auf einer Halbinsel im Persischen Golf, die nur so halb so groß ist wie Hessen. Auf dem Gebiet des seit 1971 von Großbritannien unabhängigen Staates leben mit rund 800 000 Menschen etwas mehr als in Frankfurt am Main, aber weniger als in Köln.

Das Emirat Katar liegt auf einer Halbinsel im Persischen Golf, die nur so halb so groß ist wie Hessen. Auf dem Gebiet des seit 1971 von Großbritannien unabhängigen Staates leben mit rund 800 000 Menschen etwas mehr als in Frankfurt am Main, aber weniger als in Köln. Allerdings stieg die Zahl in den vergangenen Jahren jährlich um etwa fast zehn Prozent, bedingt durch die starke Zuwanderung. Nur etwa zwölf Prozent der Einwohner sind gebürtige Katarer, die von Nomadenstämmen abstammen. Unter den Ausländern sind etwa 40 Prozent Arbeiter aus der Dritten Welt. Die Katarer verfügen mit 103 000 Dollar pro Jahr (kaufkraftbereinigt) über die höchsten Pro-Kopf-Einkommen weltweit. Zum Vergleich: Die Deutschen liegen mit gut 39 000 Dollar auf Platz 18.

Die Katarer verdanken ihren damit verbundenen hohen Lebensstandard vor allem dem Rohstoffreichtum: Das kleine Land verfügt über Öl und über die nach Russland und Iran drittgrößten nachgewiesenen Erdgasvorkommen der Welt. Um unabhängig von Pipelines über fremde Territorien zu werden, wird viel Gas vor Ort verflüssigt und mit der staatlichen Tankerflotte in alle Welt geliefert.

Politisch ist Katar eine konstitutionelle Erbmonarchie, die sich durch ein im Jahr 2003 abgehaltenes Referendum legitimiert. Politische Parteien oder Gewerkschaften im westlichen Sinne gibt es nicht. Die Presse gilt als unkritisch. Die Todesstrafe wird bis heute verhängt – aber seit Jahren nicht vollstreckt. Laut Amnesty International werden Frauen durch Gesetze und im täglichen Leben diskriminiert. Homosexualität ist ein absolutes Tabu. Gleichwohl gilt Katar als sicheres Reiseland.

Die Herrscherfamilie Al Thani schüttet die Einnahmen aus dem Rohstoffgeschäft zum einen im Land über Entwicklungsprogramme aus: für Infrastruktur, Kultur, Sport, Bildung, nachhaltige Entwicklung etwa. Katarer zahlen zudem praktisch keine Steuern. Geld fließt aber auch ins Ausland. Die staatlichen Fondsgesellschaften gelten als beliebte, weil langfristig orientierte und potente, Investoren. So besitzt der Staat unter anderem 17 Prozent am Volkswagen-Konzern.

Staatsreligion ist der sunnitische Islam, der von der ursprünglichen Bevölkerung mehrheitlich in der streng ausgelegten wahhabitischen Ausprägung gelebt wird. Einheimische Katarer gelten als konservativ, andere Religionen werden aber in der Regel toleriert. Auch müssen sich nichtmuslimische Frauen in der Öffentlichkeit nicht verschleiern. Ausländische Arbeitnehmer dürfen – freilich nur in lizenzierten Hotel-Bars – Alkohol trinken. Schweinefleisch wird nicht angeboten. Allerdings denkt man nach Angaben der WM-Organisatoren darüber nach, ob derartige Regeln für den Zeitraum des Turniers gelockert werden sollten. kph

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