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DAS SPIEL MEINES LEBENS: 26. Juni 1992; Dänemark – Deutschland 2:0 Richard Möller Nielsen, 75, ehemaliger Spieler und Trainer

Aufgezeichnet von Benjamin Apitius Ich wollte damals von Anfang an Europameister werden. Alles andere wäre ja auch dumm gewesen.

Aufgezeichnet von Benjamin Apitius

Ich wollte damals von Anfang an Europameister werden. Alles andere wäre ja auch dumm gewesen. Wir hatten zwar erst zehn Tage vor dem Turnier Bescheid bekommen, dass wir für Jugoslawien nachrücken würden. Aber wir fuhren ja gar nicht in Badelatschen zur EM und aßen nur Hamburger und Pommes Frites, wie es bis heute heißt. Im Gegenteil: Ich war als Trainer perfekt vorbereitet auf diese EM. Es war ja seit dem Frühjahr bekannt, dass ich mit meiner Mannschaft eventuell würde einspringen müssen. Ich sagte es zu niemandem, aber ich stellte mich seitdem auf jeden möglichen Gegner ein. Und trotzdem wurden wir von der Entscheidung der Uefa kalt erwischt. 13 meiner Nationalspieler spielten ja in der heimischen Superliga, in der noch das letzte Saisonspiel zu bestreiten war. Und die sieben Auslandsprofis, wie wir sie nannten, waren schon seit eineinhalb Wochen in den Ferien. Der Dänische Verband weigerte sich dann, den Spieltag vorzuziehen, der Vorsitzende meinte, wir würden ja eh nur für die Vorrunde nach Schweden reisen und sollten uns bloß nicht allzu sehr blamieren. Ich trommelte also erst einmal die Auslandsprofis zusammen und fuhr mit ihnen direkt in ein Trainingslager. An einem Dienstag hatte ich dann endlich alle Spieler komplett und fuhr mit ihnen nach Schweden. Drei Tage darauf hatten wir unser erstes Spiel gegen England. Wir konzentrierten uns hundertprozentig. Und so ging es von Spiel zu Spiel weiter. Ich erinnere mich noch an das Abschlusstraining vor dem Halbfinale gegen Holland. Es war eines der besten in meiner Laufbahn. Und als wir auf dem Rückweg zum Hotel an dem gelben M vorbeifuhren, ja, da rief ich spontan: „Na dann los, holt euch euren Burger!“ Die Jungs hatten es sich einfach verdient. Und sie zahlten es mir mit dem Titel ja auch doppelt und dreifach zurück. Es kommt mir noch heute vor wie ein Märchen und war der wohl schönste Moment in meinem Trainerleben.

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