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DAS SPIEL MEINES LEBENS: AFROB: 17. 05. 1989, VfB Stuttgart – SSC Neapel 3:3 Afrob (bürgerlich Robert Zemichiel), deutscher Rapper

Ich war damals elf Jahre alt. Und es war überhaupt erst ein paar Monate her, dass ich begonnen hatte, mich für Fußball zu begeistern.

Ich war damals elf Jahre alt. Und es war überhaupt erst ein paar Monate her, dass ich begonnen hatte, mich für Fußball zu begeistern. Im August 1988 fragten mich plötzlich ein paar Freunde, ob ich mitwolle: zum Fußball, gegen die Kickers. Und ich begann sofort, dieses Spiel zu lieben. Dieser wilde Lärm im Stadion –, und wie sie alle um ihr Leben rannten. Der VfB gewann das Stuttgarter Derby 4:0, und ich ging fortan regelmäßig ins Stadion und fraß alles auf, was ich über den Klub in die Finger bekam. Die damalige Mannschaft war grandios: Allgöwer, Buchwald, Klinsmann und Fritz Walter. Geile Typen, die so schrecklich aussahen mit ihren Kanten im Gesicht. Und ausgerechnet das Spiel des Jahres am Saisonende hätte ich beinahe verpasst: Uefa-Cup-Finale, Rückspiel – VfB gegen Neapel! Ich ging die Wände hoch! In der Schule redeten alle nur noch von Diego Maradona, Neapels Wunderspieler – und ich hatte keine Eintrittskarte. Doch dann klopfte das Schicksal an die Wohnungstür, mein italienischer Nachbar, und wedelte mit einem Ticket. Ich stand also mitten im Neapel-Block. Und um es vorweg zu nehmen: Das Spiel endete 3:3, und da Neapel das Hinspiel mit 2:1 gewonnen hatte, holten sie den Cup. Doch der Ausgang des Spiels war nebensächlich für mich, denn es hielt einen Moment für mich bereit, den ich nie vergessen werde. Als sich die Spieler vor dem Anpfiff aufwärmten, fehlte einer: Diego Maradona. Ich hatte bereits die Befürchtung, er würde nicht spielen. Doch dann sah ich ihn plötzlich, diesen kleinen Typen, wie er auf den Platz dackelte. Und das ganze Stadion begann zu vibrieren. Meine Atmung setzte aus. Der kleine Lockenkopf hielt ein paar Mal den Ball hoch, passte ihn zu den Kollegen, zack, zack, wieder zurück und wieder hoch, Kopf, Schulter, Nacken – und dann schlich er wieder rein. Ich holte tief Luft und meine Augen leuchteten: Das war er also – Diego Armando Maradona.

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