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Daviscup: "Sieg für die Ewigkeit"

Beim großen Daviscup-Verlierer Argentinien sorgte "Einpeitscher" Diego Armando Maradona für Ärger. Russland dagegen feierte seine Daviscup-Helden in Superlativen.

Moskau/Hamburg - "Die russische Tennismannschaft ist die beste auf dem Planeten", schrieb "Iswestija", und die Zeitung "Sport Express" bemerkte treffend: "Im 21. Jahrhundert ist Russland bislang das einzige Land, das den Daviscup schon zwei Mal gewonnen hat."

Vier Jahre nach dem ersten Sieg gegen Frankreich in Paris gewannen die russischen Tennis-Herren erstmals vor eigenem Publikum mit einem 3:2 gegen Argentinien die "hässlichste Salatschüssel der Welt" und sorgten in der Olympia-Stadionhalle von Moskau für unbeschreibliche Jubel-Szenen. Der frühere russische Präsident Boris Jelzin herzte Matchwinner Marat Safin nach dessen Sieg im entscheidenden Duell gegen Jose Acasuso und verdrückte sogar ein paar Tränen der Rührung.

Eine starke Gemeinschaft

"Es ist einer der größten und emotionalsten Augenblicke in meiner langen Karriere. Ein Sieg für die Ewigkeit", sagte Safin. "Den Daviscup hier vor diesem fantastischen Publikum zu holen, ist das Beste, was mir in den letzten zwei Jahren passiert ist." Für die Zeitung "Kommersant" war der Erfolg "wohl noch wichtiger als der erste Sieg in Frankreich 2002". In dem starken und harmonisch auftretenden russischen Team punkteten gleich drei der vier aufgebotenen Spieler - Nikolai Dawidenko am Freitag, Safin und Dmitiri Tursunow im Doppel am Samstag und schließlich noch Safin als Solist am Sonntag. "Russland hat schon eine Mannschaft, die auf Jahre hinaus immer wieder um den Pokal spielen wird", sagte auch der Präsident des Internationalen Tennis-Verbandes (ITF), Francesco Ricci-Bitti, "das ist schon eine unheimlich starke Gemeinschaft".

Dennoch ragte Safin trotz seiner Niederlage gegen David Nalbandian am Freitag aus der starken Gemeinschaft heraus. Der 25 Jahre alte frühere Weltranglisten-Erste ließ sich auch von Schmerzen im Knie und in der Schulter nicht aus dem Konzept bringen. "Auf dem Platz verwandelte er sich in einen Berserker. Er spielte so, als ob es sein letztes Match gewesen wäre", kommentierte "Komsomolskaja Prawda" den entscheidenden 6:3, 3:6, 6:3, 7:6 (7:5)-Erfolg gegen Acasuso.

"Grandioser Skandal" um Maradona

Für negative Schlagzeilen in Russland sorgte dagegen der Auftritt von Tennis-Edelfan Maradona. Das Boulevardblatt "Twoi Djen" hatte sich während des gesamten Wochenendes an die Fersen des früheren Weltklasse-Fußballers geheftet und berichtete von einem "grandiosen Skandal". Maradona habe an allen drei Tagen reichlich Champagner und Wodka getrunken. Mal habe er bereitwillig Autogramme verteilt, mal die Menschen in seiner Umgebung wüst beschimpft. Nach der Niederlage verließ er umgeben von Leibwächtern die Olympia-Stadionhalle, stellte sich vor einem Bus den Fotografen - und urinierte wenig später gegen den Reifen eines Autos. (Von Wolfgang Müller und Stefan Voß, dpa)

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