zum Hauptinhalt
ATP-Masters Series in Paris - Nikolai Dawidenko

© dpa

Dawidenkos Sieg beim Tour-Finale: Wer hätte darauf gewettet?

Nikolai Dawidenko holt mit dem Sieg beim Tour-Finale in London den wichtigsten Titel seiner Karriere. Nach nie bestätigten Gerüchten über Spielmanipulationen hatte er lange ein schlechtes Image - und fühlt sich nun bestätigt.

Es gibt Spieler, für die ein Turniersieg lediglich ein schöner wie lukrativer Lohn für die harte Arbeit einer Woche ist. Eine Bestätigung, dass sie besser waren als die Konkurrenten. Doch als Nikolai Dawidenko am Sonntag in der Londoner Arena gelöst die Arme in die Höhe riss, war deutlich zu spüren, dass es für den Russen bei diesem Sieg um weit mehr ging. 6:3 und 6:4 hatte er Juan Martin del Potro bezwungen und war damit erstmals der Champion beim ATP-World-Tour-Finale der besten acht Tennisspieler des Jahres.

Keinem seiner Landsleute war das vor ihm gelungen, nicht Jewgeni Kafelnikow und auch nicht Marat Safin. Die tiefe Genugtuung war Dawidenko anzusehen, wie auch die ehrliche Freude über den warmen Applaus der 17 500 Zuschauer. „Ich habe mich selbst überrascht“, sagte er noch ganz ungläubig. Endlich hatte der 28-Jährige bewiesen, dass auch er einen großen Titel gewinnen kann – war er doch so oft knapp daran gescheitert. Doch mehr noch hatte es Dawidenko all jenen gezeigt, die in ihm in den vergangenen zwei Jahren nicht mehr als einen Wettbetrüger sahen. „Das war eine sehr schwere Zeit für mich“, sagte Dawidenko, „bei jedem Turnier, das ich auf der Welt spielte, war es schrecklich. Von den Fans und von der Presse wurde ich immer schief angeguckt. Ich hätte am liebsten aufgehört.“

Gerüchte, Dawidenko habe den Ausgang von Spielen manipuliert und sei danach an Wetteinnahmen beteiligt worden, konnten nie nachgewiesen werden – was auch die Spielervereinigung ATP anerkannte. Doch Dawidenkos Ruf litt massiv unter den Verdächtigungen. Der drahtige blonde Russe hatte es ohnehin immer schwer, sich ein positives Image aufzubauen. Als Weltranglistensiebter ist er der am schlechtesten vermarktete Spieler aus den Top 20, er hat nicht einmal einen Ausrüster- oder Schlägervertrag.

Der Weltranglistenerste stellte sich hinter Dawidenko. Roger Federer kritisierte den Umgang mit dem Russen und machte deutlich, dass dieser von seinen Konkurrenten sehr wohl respektiert werde. Auch der unterlegene del Potro befand: „Er ist ein großer Champion, er hat alle geschlagen.“

Das Publikum hatte jedoch stets seine liebe Mühe, mit dem Spieler Dawidenko richtig warm zu werden. Zu emotionslos präsentiert er sich auf dem Platz, lässt nichts ahnen von seiner trocken humorvollen Art abseits des Spielfeldes. Auf die Frage, ob er die Nacht vor dem Halbfinale alleine verbracht habe, antwortete Dawidenko kess: „Denkt ihr etwa, mit drei oder vier Frauen? Ich bin verheiratet – und ich bin nicht Marat Safin.“

In London schien das Eis gebrochen. Mag es daran gelegen haben, dass Dawidenko der Reihe nach in Rafael Nadal, Roger Federer und del Potro alle amtierenden Grand-Slam-Turniersieger des Jahres düpierte. Oder daran, dass der 28-Jährige mit der Chance seines Lebens vor Augen leidenschaftlicher spielte denn je. „Auf diesem Pokal steht jetzt für immer der Name Dawidenko“, sagte er voller Stolz: „Für mich ist das so wichtig.“

Bei den Buchmachern jedenfalls steht Dawidenko nicht mehr hoch im Kurs. Die Quote von 12:1 sah ihn nicht unbedingt als Titelkandidaten. „Tja, das ist Pech. Hätte ich mal bloß auf mich gewettet“, sagte er mit einem Augenzwinkern.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false