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Sport: DEL: Die Angst der Capitals vor den Penaltys

Wenn Fans toben, Trainer und Spieler sich nicht über einen Punkt freuen und Journalisten der Redaktionsschluss im Nacken sitzt, dann ist in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) mal wieder Penaltyschießen angesagt. Steht es nach 60 Minuten remis, geht es ins Duell Spieler gegen Torwart.

Wenn Fans toben, Trainer und Spieler sich nicht über einen Punkt freuen und Journalisten der Redaktionsschluss im Nacken sitzt, dann ist in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) mal wieder Penaltyschießen angesagt. Steht es nach 60 Minuten remis, geht es ins Duell Spieler gegen Torwart. Bei jedem vierten DEL-Spiel musste in dieser Saison schon das Penaltyschießen die Entscheidung herbei führen - am Sonntag war das allein in fünf von sieben Partien der Fall.

Die Fans mögen das Duell eins gegen eins - und die DEL auch. "Bei Zuschauer-Umfragen ist noch nie Kritik gekommen, und bei jeder DEL-Versammlung ist das Thema immer sofort vom Tisch", sagt DEL-Geschäftsführer Gernot Tripcke. "Das Penaltyschießen ist nun mal witziger als eine Verlängerung." Und warum verlässt die DEL dann ausgerechnet in der entscheidenden Saisonphase der Humor? In den Play-offs gibt es nach einem Unentschieden eine Verlängerung, im Extremfall 20 Minuten. Nur wenn die torlos bleiben, werden Penaltys geschossen. "Da hängt der sportliche Gedanke eben höher als in der Hauptrunde", sagt Tripcke.

Chris Valentine hält das für eine Widerspruch. Der Trainer ist zuletzt mit seinen Capitals sozusagen unter die Penaltys gekommen: Von den letzten vier Entscheidungsschießen haben die Berliner vier verloren - zuletzt am Sonntag in Nürnberg. "Da hast du 20 Leute, die 60 Minuten alles geben", sagt Valentine, "und dann wird ein Mannschaftsspiel durch eine Einzelaktion entschieden." Schon jetzt gibt es Spezialisten in der Liga, etwa Andrej Wassilew von den Revier Löwen. Im Spielaufbau guter Durchschnitt, defensiv schwach - aber wenn es an die Alleingänge geht, schlägt seine große Stunde. Wassilew ist maßgeblich an Oberhausens Tabellenführung in der DEL-Penalty-Statistik beteiligt: Von elf Penaltyschießen haben die Revier Löwen neun gewonnen. Die Capitals liegen im unteren Mittelfeld (fünf Siege, acht Niederlagen). "Für den Torwart ist da der Druck am größten", sagt Udo Döhler. Zuletzt hat der Torhüter mit den Capitals am Freitag gegen Oberhausen nach Penaltyschießen verloren. "Bei einer normalen Quote hält man vier von fünf", meint Döhler. Warum er und sein Berliner Kollege Andrej Mezin darüber liegen? "Weiß ich nicht."

Der Siegeszug des Penaltys ist wohl nicht mehr aufzuhalten. In Europa sind in dieser Saison Schweden und Österreich dem Beispiel DEL gefolgt. In den amerikanischen Profiligen AHL und IHL wird der Puck schon im zweiten Jahr nach einem Unentschieden im Mittelkreis platziert. Nur die Königsklasse des Eishockeys, die National Hockey League (NHL), wehrt sich noch.

Heute Abend wird es wohl keine Penaltys geben. Es gastieren die München Barons bei den Capitals an der Jafféstraße (Spielbeginn 19.30 Uhr), und die entscheiden ihre Spiele mit Vorliebe auf klassische Art. Von 38 Spielen mit Beteiligung des Meisters endeten nur vier mit einem Penaltyschießen. Das entspricht einer Quote von 10,5 Prozent und ist Penalty-Verweigerer-Rekord in der DEL.

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