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EHC Eisbaeren Berlin - Hamburg Freezers

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DEL-Play-offs: Eisbären-Jäger gesucht

Ungeschlagen sind die Eisbären ins Play-off-Halbfinale eingezogen. Gründe dafür, dass der Meister aus Berlin den Kampf um die Meisterschaft bisher so klar bestimmt

Es ging gegen Mitternacht, als Paul Gardner von seinem Appetit auf etwas Herzhaftes noch einmal zum Büfett getrieben wurde. Im VIP-Raum der Hamburger Arena gab es aber nichts mehr zu essen. Gardner starrte auf das abgegraste Büfett und lachte. „Ist eben nicht mein Glückstag heute“, sagte der Trainer der Hamburg Freezers. Er sei aber trotzdem guter Dinge, weil sich seine Mannschaft ein paar Stunden zuvor würdig aus der Saison der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) verabschiedet habe. „Wir haben die Eisbären teilweise schon geärgert.“

Die Eisbären geärgert? Die Berliner haben mit dem ungefährdeten 4:1-Erfolg am Freitag in Hamburg vier Spiele in Folge gegen die Freezers gewonnen. Das Viertelfinale zwischen dem Hauptrundenersten und dem Hauptrundenachten war eine an Dramatik arme Play-off-Serie. Aber es ist bezeichnend, dass sich Verlierer damit zufriedengeben, mit den Eisbären mitunter mithalten zu können. „Es wird fast schon langweilig“, sagte Berlins Angreifer André Rankel nach dem 4:1 von Hamburg.

Natürlich untermalte Rankel seine Bemerkung mit einem breiten Grinsen. Doch damit konnte er den Wahrheitsgehalt der Aussage nicht kaschieren. Die Eisbären langweilen tatsächlich – weil ihre nationale Konkurrenz immer noch nicht verstanden hat, das Modell Berlin auch nur ansatzweise zu kopieren. Die Eisbären haben aufgebaut und nicht ausgetauscht. Da wurde auf Kontinuität und auf deutsche Talente gesetzt, die nun erwachsen werden. Bestes Beispiel dafür ist André Rankel. Er war mit fünf Toren der auffälligste Stürmer in der Runde gegen Hamburg. Es sind eben die jungen deutschen Spieler wie Rankel, Constantin Braun, Frank Hördler, die Gebrüder Weiß oder Florian Busch und die älteren wie Sven Felski und Stefan Ustorf, die die Stärke der Eisbären ausmachen. Die anderen Teams in der DEL haben vor allem gute ausländische Profis. Mit denen lässt sich der Erfolg durch ständigen Austausch aber immer schwieriger erwirtschaften.

Alle anderen Viertelfinalserien laufen noch

Bestes Beispiel dafür sind die Freezers, die in dieser Saison sogar einen höheren Etat hatten als die Eisbären und wieder einmal weit vom Titelgewinn entfernt waren. Über 120 Profis hat Geschäftsführer Boris Capla in sechs Jahren verbraucht, jetzt laufen 16 Spielerverträge aus. Mit Sicherheit wird Capla seinem Coach Gardner wieder eine Mannschaft zusammenschustern, die das Potenzial hat, spätestens im Viertelfinale auszuscheiden.

Die Dominanz der Eisbären, die nun zum sechsten Mal im siebten Jahr im Halbfinale stehen, ändert die Natur der Meisterfrage. Längst ist im deutschen Eishockey eine Situation entstanden wie in der Fußball-Bundesliga. Wer ist denn nun der Bayern-Jäger, pardon, der Eisbären-Verärgerer? Die Antwort darauf fällt schwer. In zwei der noch mindestens bis Dienstag laufenden Viertelfinalserien steht es 2:2, nur Mannheim führt 3:1 gegen Nürnberg. Die sechs Teams, die nun hoffen, den Eisbären nicht im Halbfinale in die Quere zu kommen, haben sich in dieser Saison schon heftige Niederlagen gegen den Meister abgeholt. Hannover, Nürnberg und Mannheim etwa wurden der Reihe nach am Ende der Hauptrunde je mit 7:2 von den Berliner Spielern abgewatscht.

Für mehr Spannung sind die Eisbären eben nicht zu haben: Alles andere als der vierte Meistertitel für die Berliner im fünften Jahr wäre eine Sensation. Die Hoffnung für die Konkurrenz ist, dass es so was durchaus im Sport auch gibt.

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