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Sport: Dem Schnee auf der Spur

Die Tour de Ski sollte der Höhepunkt der Langlaufsaison werden – jetzt kämpft sie um die Durchführung

Berlin - Die Stadt München wirbt gegenwärtig mit einem denkwürdigen Satz: „Wir sind derzeit der schneesicherste Ort in Mitteleuropa.“ Das behauptete der Olympiapark-Chef Wilfried Spronk vor drei Wochen – und seine Aussage gilt heute mehr denn je. So kann am 31. Dezember auf jeden Fall im Münchner Olympiapark der Sprintweltcup der Tour de Ski ausgetragen werden. Fast alle anderen Orte der erstmals ausgetragenen Langlauf-Tour im Alpenraum hingegen haben große Probleme. Es fehlt der Schnee.

Eigentlich sollte die Tour de Ski der erste Höhepunkt der Langlaufsaison werden und als Veranstaltung zwischen den Jahren die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit auf diese Wintersportart lenken. Doch nun muss bereits der Auftakt am 29. und 30. Dezember in Nove Mesto, Tschechien, wegen des warmen Winters abgesagt werden. „Das ist ein schlechter Beginn, das braucht man nicht schönzureden“, sagt Jürg Capol, Renndirektor des Internationalen Skiverbandes (Fis). „Aber ohne das Grundelement ist kein Wintersport möglich.“

Das Grundelement des Winters lässt in diesem Jahr überall in Mitteleuropa auf sich warten und muss zumeist künstlich mit Schneekanonen hergestellt oder aus hohen Lagen herbeitransportiert werden. Auch in Oberstdorf, weshalb die Fis gestern die Verkürzung des dortigen Rundkurses von 3,75 Kilometer auf 2,5 Kilometer beschlossen hat. Damit vor der zweiten Etappe der Tour de Ski am 2. und 3. Januar nicht erneut gezittert werden muss. Die dritte Etappe am 5. Januar in Asiago, Italien, kämpft noch, das Finale in Val di Fiemme am 6. und 7. Januar gilt als gesichert.

„Das sind sechs Etappen in acht Tagen“, sagt Jürg Capol, „die Tour de Ski hat deshalb auch nach der Absage in Nove Mesto eine hohe sportliche Bedeutung.“ Der Gesamtsieger erhält immer noch 400 Fis-Punkte, das sind viermal so viel wie für einen einzelnen Weltcupsieg. Allerdings wurde das Preisgeld um 25 Prozent auf 750 000 Franken reduziert.

In fast allen Wintersportdisziplinen mussten zuletzt Weltcuprennen abgesagt werden. Der Klimawandel macht dem Wintersport zu schaffen, weshalb sich der Internationale Skiverband mit den Folgen beschäftigen muss. „Wir müssen überlegen, was wir mit dem Weltcupstart machen.“ Der Verband könnte später in die Saison starten lassen, was allerdings die Sponsoren aus der Ski-Industrie stören dürfte. Diese wollen möglichst im November schon für die kommende Wintersaison werben. „Und wir müssen uns damit beschäftigen, wie schneesicher welche Orte sind“, sagt Capol. So dürften die Chancen für Nove Mesto nach dem diesjährigen Ausfall für die kommende Saison schlecht stehen.

Gut sieht es im schneesicheren München aus. Die Stadt hat es allerdings auch einfach. Weil im Olympiapark nur Sprintwettbewerbe ausgetragen werden, werden nur für 855 Meter Schnee benötigt. Der Münchner Werbespruch müsste deshalb korrekterweise heißen: Wir sind derzeit der schneesicherste Ort in Mitteleuropa – mit der kürzesten Strecke.

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