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Sport: Den Sieg verschludert

Der HSV schafft gegen Bochum nur ein 1:1 und bleibt auf Abstand zu den Uefa-Cup-Plätzen

Von Karsten Doneck, dpa

Hamburg. Schon nach 20 Spielminuten hatten die Fans in der Nordkurve ihre Wahl getroffen. Lauthals singend teilten sie mit: „Hermann Rieger – du bist der beste Mann.“ Riegers bis dahin einzige Tat war, Sergej Barbarez wieder auf die Beine zu helfen, nachdem der einen Tritt von Paul Freier in die Wade bekommen hatte und am Boden lag. Und wenn diese Aktion Hermann Rieger, den Kult-Physiotherapeuten des Hamburger SV, bei den Anhängern bereits zum besten Mann machte, dann spricht das nun wahrlich nicht für die Leistung der Spieler. HSV gegen VfL Bochum – das war aus Sicht der Hamburger mal wieder ein ziemlich qualvoller Fußball-Nachmittag, der auch noch unbefriedigend endete: 1:1 (0:0) hieß es vor 37 667 Zuschauern in der AOL-Arena, und HSV-Trainer Klaus Toppmöller stellte fest: „Das Unentschieden ist ärgerlich, wir haben zwei Punkte verloren und treten auf der Stelle.“

Der HSV schuf sich zwar optisch ein Übergewicht, aber dem Angriffsspiel der Norddeutschen fehlte die nötige Aggressivität. „Unsere Aktionen hatten zu wenig Mumm“, sagte HSV-Sportchef Dietmar Beiersdorfer. Nach dem 2:3 zum Rückrundenauftakt in Hannover und dem 1:1 gegen Bochum wagt bei den Hamburgern nun niemand mehr von einer Teilnahme am Uefa-Cup zu reden.

Das Spiel trödelte im strömenden Regen nach und nach einem torlosen Ausgang entgegen. Der HSV wirkte nach dem Wechsel zwar bissiger, erarbeitete sich auch Torchancen, „im Verhältnis von 12:3“, wie Trainer Toppmöller nachher aus irgendeiner Datenbank erfahren haben will. Aber das erste Tor, das machten die Bochumer. Die trauten sich zwar nur selten über die Mittellinie, aber als der Druck des Kontrahenten immer mehr zunahm, holten sie mit der Zielstrebigkeit, die dem HSV fehlte, zum Gegenschlag aus. Der just für den lange verletzten, deshalb früh ermüdeten und ausgewechselten Bernd Hollerbach ins Spiel gekommene Stephan Kling beging „einen Riesenstellungsfehler“, so Toppmöller, der VfL hatte über die rechte Seite freie Bahn, Peter Madsen flankte, Sören Colding schob den Ball über die Linie – 0:1 und nur noch 20 Minuten zu spielen.

Aber die Hamburger haben ja Bernardo Romeo. Der Argentinier hatte schon kurz nach dem Gegentreffer das Bochumer Abwehrbollwerk mal in Aufregung versetzt, aber seinen Kopfball kratzte Colding von der Linie. Colding vorne, Colding hinten. Einmal aber war der dänische Nationalspieler dann doch nicht da. Wiederum köpfte Romeo, die Flanke hatte Mahdavikia geschlagen, und Rein van Duijnhoven, Bochums sicherer Schlussmann, griff ins Leere. Der Ausgleich – zu mehr reichte es nicht. „Was sollten wir machen?“, fragte nachher HSV-Mittelfeldspieler Raphael Wicky. „Bochum stand doch teilweise mit elf Mann in der eigenen Hälfte, da bietet sich wenig Platz, da hat es jede Mannschaft schwer.“ Sicher, und besonders schwer wird’s dann, wenn einer Mannschaft wie dem HSV die Ideen fehlen. Und wenn der Physiotherapeut nach Ansicht der Fans der beste Mann ist, sagt das doch alles.

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