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Der Frust ist raus. Dirk Nowitzki startet hoffnungsvoll in die neue Spielzeit. In der vergangenen Saison schied er mit den Dallas Mavericks gegen die San Antonio Spurs um Tim Duncan (links) in der ersten Play-off-Runde aus. Foto: dpa

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Sport: Der 13. Anlauf

Dirk Nowitzki will endlich den NBA-Titel gewinnen. Die Chancen dafür stehen auch nicht besser als in den Jahren zuvor

Berlin - Es klingt fast so, als rechne Dirk Nowitzki bereits damit, sein großes Ziel des NBA-Titels nicht mehr zu erreichen. „Es gibt viele sehr gute Spieler, die alles gegeben und es nie geschafft haben“, sagte der Basketballprofi in einer Telefonkonferenz am Montag. „Manchmal soll’s einfach nicht sein, manchmal ist das so.“ Bevor er sich aber in dieses Schicksal fügt, will der 32-Jährige noch einmal alles versuchen, um die Meisterschaft in der amerikanischen Profiliga zu erringen. Die neue NBA-Saison begann am gestrigen Dienstagabend, Nowitzkis Dallas Mavericks starten heute mit einem Heimspiel gegen die Charlotte Bobcats in die Spielzeit.

Gerade hat der deutsche Nationalspieler für weitere vier Jahre in Dallas unterschrieben. Am Ende dieses Vertrags wird der Würzburger 36 Jahre alt sein, vier Jahre bleiben ihm, um seinen Traum, sein „einziges Ziel“, wie er sagt, zu erreichen. Die Chancen dafür haben sich allerdings auch in diesem Sommer nicht wirklich verbessert. „Der Glaube ist jedes Jahr wieder neu da“, sagt Nowitzki trotzdem. „Ich glaub schon, dass wir wieder ein gutes Jahr haben werden. Und dann wird man sehen, wie weit es am Schluss reicht.“ Zuletzt reichte es für die Mavericks in der regulären Saison für 55 Siege und einen hervorragenden zweiten Platz in der Western Conference hinter dem späteren Champion L. A. Lakers. In den Play-offs schied Dallas aber bereits in der ersten Runde gegen den texanischen Rivalen San Antonio Spurs aus. Einen ähnlichen Saisonverlauf sagen dem Team nahezu alle amerikanischen Experten erneut voraus.

Nowitzki gibt zu, dass es ihm schwerfällt, die immer wiederkehrenden Niederlagen zu verarbeiten. „Es ist erst einmal frustrierend. Nach dem Motto: wieder ein Jahr in meiner besten Zeit weg, wieder das Ziel nicht erreicht“, sagt Nowitzki, der in seine 13. NBA-Saison geht. „Dann vergehen ein paar Wochen und man freut sich auf einen neuen Versuch.“ Er habe sich erneut viele Gedanken darüber gemacht, was er hätte besser machen können: „Wenn man verliert, muss jeder erst mal in den Spiegel schauen und nicht mit dem Finger auf andere deuten.“

Das Team der Mavericks hat sich in diesem Sommer nur marginal verändert. Der bullig-phlegmatische Center Erick Dampier verließ den Klub, dafür kam Tyson Chandler, der mit dem US-Nationalteam gerade den WM-Titel gewonnen hat, im Schnitt dabei aber die wenigsten Minuten aller Amerikaner pro Spiel auf dem Feld stand. Chandler ist beweglicher als Dampier – eine wirkliche Verstärkung ist er nicht. Dazu kommt, dass der 28 Jahre alte Center den Altersschnitt der in die Jahre gekommenen Mavericks nur geringfügig senkt. Brian Cardinal, ein weiterer Neuzugang, ist sogar schon 33 und somit in der selben Altersklasse wie die Leistungsträger Jason Kidd (37), Caron Butler (30), Jason Terry (33) und Shawn Marion (32). Jugendlichen Elan bringen allein Rookie Dominique Jones und der französische Nationalspieler Rodrigue Beaubois mit, beide sind 22 Jahre alt. Beaubois, den Nowitzki einen „sehr explosiven Spieler“ und „ganz heißen Zocker“ nennt, wird den Saisonstart allerdings wegen eines Ermüdungsbruchs im Fuß verpassen.

Wirkliche Stars fehlen an Nowitzkis Seite, Trainer Rick Carlisle muss vielmehr darauf hoffen, dass die vielen ordentlichen Ersatzspieler dem Deutschen genug Zeit zum Verschnaufen verschaffen. Als zweite Option im Angriff gilt Caron Butler, der im Verlauf der vergangenen Saison zu Dallas wechselte. „Caron Butler muss für uns ein sehr, sehr gutes Jahr spielen, wir brauchen einen zweiten Spieler neben mir, der konstant punktet“, sagt Nowitzki. Er selbst fühlt sich jedenfalls fit genug, um die 82 Spiele der regulären Saison durchzustehen: „Ich bin gesund, der Körper spielt mit. Ich bin wieder ein bisschen leichter angetreten, das ist besser für die Knochen.“ Drei Monate lang verzichtete Nowitzki in diesem Sommer auf Basketball, ehe er mit seinem Mentor Holger Geschwindner wieder ins Training einstieg.

Auf die Liga kommt eine Saison zu, die neben dem Hype um das Star-Team der Miami Heat auch von der Diskussion um Spielergehälter bestimmt werden dürfte. In der vergangenen Spielzeit machten die Klubs rund 300 Millionen Dollar Verlust, im kommenden Sommer soll über ein neues Gehaltsgefüge verhandelt werden, ein Streik der Spieler droht. Nowitzki kann die Auseinandersetzung gelassen verfolgen, seine rund 80 Millionen Dollar Gehalt über die nächsten vier Jahre hat er dank seines neuen Vertrags sicher. „Ich bin in einer glücklichen Situation“, sagt er.

Bis zum Sommer 2015 hat sich Nowitzki das vorgenommen, was er sich immer vornimmt. „Ich hab immer gespielt, immer alles gegeben, ob ich krank oder verletzt war. Das werde ich die letzten vier Jahre auch so machen“, sagt er kämpferisch. Im nächsten Satz kann man aber bereits wieder einen Hauch von Resignation durchhören: „Wenn es dann wirklich nicht gelangt haben sollte, kann ich mir nichts vorwerfen.“

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