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Auf dem Sprung. Auch Südafrikas Nationalteam ist zuletzt stärker geworden. Foto: dpa

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Sport: Der Beginn einer neuen Ära

Südafrikas Fußball profitiert von der WM

Die erste Saison nach der WM hätte für den südafrikanischen Fußball kaum besser enden können. Während in Johannesburgs größter Township Soweto nach dem entscheidenden 2:1-Siegtreffer der Orlando Pirates gegen die Golden Arrows am vergangenen Samstag die exzessivste Meisterfeier seit Jahrzehnten begann, fühlten sich Nostalgiker an die legendäre Soweto-Rivalität zwischen Orlando Pirates und Kaizer Chiefs in den siebziger Jahren erinnert. Jüngere Beobachter meinten hingegen im mitreißenden Saisonfinale der Premier Soccer League PSL den Beginn einer neuen Ära des südafrikanischen Fußballs zu erkennen.

Die Freude der Pirates-Fans wurde von den Organisatoren der Liga geteilt. Der Manager der PSL, Ronnie Schloss, sprach von einem Meilenstein für den Fußball in Südafrika. „Ich glaube, das war der fantastischste Tag für den südafrikanischen Fußball. Nur ein paar Minuten vor dem Ende des letzten Spieltags wussten wir immer noch nicht, wer die Liga gewinnen würde“, sagte Schloss. Der erste nationale Titel seit neun Jahren für das Team aus dem Soweto-Stadtteil Orlando West markierte die Rückkehr eines Traditionsklubs und einer ansehnlicheren Spielweise an die Spitze der Liga. Zuvor hatte der effektive Ergebnisfußball von Supersport United drei Jahre lang in Folge die Meisterschaft dominiert. Die Fans der Pirates kritisierten den Stil ihres Teams währenddessen als unansehnlichen „skop, skiet en donner soccer“, ein von Treten, Schießen und Kampf geprägter Fußball. Nach ihrem Verständnis sollte sich der Verein eher an dem sprichwörtlichen jogo bonito Brasiliens orientieren als an dem unattraktiven Spiel von Supersport United aus der Verwaltungshauptstadt Pretoria.

Dass die Saison nach der WM als die attraktivste und spannendste Ausgabe der PSL gelobt wird, ist sicherlich der Spielweise von Mannschaften wie Orlando Pirates, Kaizer Chiefs und Ajax Cape Town zu verdanken. Dass sie im Jahr 2011 zu großer Form aufliefen, gilt unter Beobachtern der südafrikanischen Szene keineswegs als glücklicher Zufall.

Die Rasenflächen der WM-Stadien, ein verbesserter Spielplan, neue Investitionen durch Fernsehsender und der Einfluss von gut austrainierten Nationalspielern wie Katlego Mphela und Siphiwe Tshabalala gelten als entscheidende Faktoren für die erfolgreiche Spielzeit 2010/2011. Statt der Diskussion um leere Stadien und die schwer für Fußball zu begeisternden Rugby- und Cricket-Fans der südafrikanischen Mittelklasse konzentriert sich die mediale Debatte im Land nun überwiegend darauf, die neuen Tendenzen innerhalb der lokalen Fußballszene zu unterstützten, um die PSL von ihrem Image als sportliches Problemkind der Nation zu befreien.

Der Elan aus dem WM-Jahr trug ebenfalls zu besseren Resultaten der Nationalmannschaft bei. Das 1:0 gegen den siebenmaligen Kontinentalmeister Ägypten in der Qualifikation des Afrika-Cups im vergangenen März ließ Südafrika bis auf Platz 38 der Weltrangliste vordringen. Im Jahr vor der WM belegte die Mannschaft noch Rang 85. Pitso Mosimane – als einer der wenigen lokalen Nationaltrainer des Kontinents – der besonderen Wert auf die Ausbildung junger Spieler legt, klingt nicht nur selbstbewusst, sondern auch realitätsnah, wenn er als Ziel des Nationalteams eine Position unter den ersten Fußballnationen Afrikas angibt: „Wir wollen beim Afrika-Cup 2012 mindestens ins Halbfinale kommen.“

Moses März[Kapstadt]

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