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Sport: Der Betrug fährt mit

Robert Ide über den nächsten Dopingskandal beim Giro d’Italia Es sind immer die gleichen Bilder im Mai. Schöne Landschaften, ein Feld bunter Radfahrer, ein jubelnder Sieger im Ziel.

Robert Ide über den nächsten Dopingskandal beim Giro d’Italia

Es sind immer die gleichen Bilder im Mai. Schöne Landschaften, ein Feld bunter Radfahrer, ein jubelnder Sieger im Ziel. Das ist der Giro d’Italia, eines der größten Radrennen der Welt. Seit einem Jahr gehören noch andere Bilder dazu: Ärzte, Staatsanwälte, Polizisten. Die Rundfahrt wird von Dopingskandalen erschüttert. Im vergangenen Jahr gerieten 70 Fahrer ins Visier der Ermittler, der zweitplatzierte Italiener Dario Frigo wurde nach einem Doping-Geständnis ausgeschlossen, der Giro musste sogar unterbrochen werden. Nun folgt der nächste Skandal: Der diesjährige Favorit Stefano Garzelli wurde bei einer Dopingkontrolle positiv getestet. Der Giro-Sieger von 2000 soll das verbotene Präparat Probenecid eingenommen haben. Eigentlich ist das ein Mittel gegen Gicht, wegen seiner harntreibenden Wirkung erschwert es den Nachweis anderer Dopingsubstanzen. Nun fährt Garzelli auf Bewährung weiter. Bis zum Ergebnis der B–Probe am kommenden Dienstag.

Nach der Enthüllung ist alles wie immer. Der Betroffene leugnet, vermutet ein Komplott, weint vor den Fernsehkameras, beteuert seine Unschuld, droht mit Rücktritt. Die Staatsanwaltschaft bleibt davon unbeeindruckt. Sie hatte bereits zu Wochenbeginn einen Radprofi wegen Dopings in Haft genommen. Einen zweiten Fahrer führten die Carabinieri direkt von der Zieleinfahrt in Limone Piemonte in die Gefängniszelle. Die italienischen Ermitter kennen kein Pardon, auch nicht in diesem Jahr.

Man kann dieses harte Vorgehen nur begrüßen. Denn gerade der Radsport ist anfällig für Betrug. Seit langem weisen Mediziner auf den Missbrauch von Anabolika, Epo und Morphium hin. Und es gab zuletzt genügend Fälle, die den Sumpf für alle sichtbar freigelegt haben: der Ausschluss von Marco Pantani und Mario Cippolini schon vor der letzten Tour de France, die Verhaftung des Belgiers Frank Vandenbroucke nach einer Hausdurchsuchung, das Doping-Geständnis des Telekom-Fahrers Alberto Elli.

Der Sport hat in all diesen Fällen immer so reagiert wie Garzelli am Samstag: beleidigt, abwiegelnd, abwehrend. Bloß keine neuen Gesetze, bloß keine zu rigorosen Ermittlungen – das war das Ziel der Verbände. „Wir werden Doping nie völlig in den Griff kriegen“, sagt die Chefin des Bundes Deutscher Radfahrer, Sylvia Schenk. Und: „Betrug kann man nicht abschaffen.“ Schwer vorstellbar, dass eine solche Sicht der Dinge die Aufklärung befördert.

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