zum Hauptinhalt

Sport: Der Brave gegen den Gockel

Lahm und Ronaldo sind jeweils Torvorbereiter.

München - Am Tag vor dem Spiel hatte Bayerntrainer Jupp Heynckes noch betont, es sei nicht nur Philipp Lahms Aufgabe, „Cristiano Ronaldo zu bremsen – wir müssen das im Team durchführen“. Aber natürlich stand dieses Aufeinandertreffen unter besonderer Beobachtung: Lahm, seit Jahren einer der besten Außenverteidiger der Welt, gegen Cristiano Ronaldo, dem nach Messi wohl spektakulärsten Offensivfußballer unserer Tage. Oder kürzer: der Brave gegen den Gockel.

Das erste Mal begegneten sich die beiden in der zehnten Minute. Ronaldo, der in dieser Saison 41 Liga- und acht Champions-League-Tore erzielt hatte, ließ Lahm erst per Doppelpass mit Karim Benzema stehen und direkt darauf per Hackenpass auf Benzema. Doch mehr sprang bei diesem Angriff nicht heraus. Etwas später war Lahm dann machtlos. Real hatte einen Freistoß aus gut 20 Metern Entfernung. Während Bayerns Kapitän aufpasste, dass die Zuordnung stimmte, verharrte Ronaldo in der breitbeinigen Pistolerostellung, einem seiner Markenzeichen. Sein Schuss ging schließlich über das Tor. Überhaupt fand Ronaldo noch keinen richtigen Draht zum Spiel. Zusehends setzte er zu Streifzügen von links Richtung Mitte an, vielleicht auch ein wenig auf der Flucht vor dem gewitzten und ewig aufmerksamen Lahm. So hatte der Deutsche etwas mehr Luft für eigene Projekte.

In der 29. Minute etwa startete er – natürlich ungestört vom Offensiv-Puristen Ronaldo – mit einem hübschen Pass einen Angriff, der nach einem ungenauen Zuspiel von Arjen Robben versandete. Am Ende der ersten Halbzeit machte es sogar den Anschein, als habe Lahm mehr Ballkontakte gehabt. Diese Runde ging nach Punkten an den Deutschen.

Als Ronaldo in der 53. Minute zunächst kläglich vergab und dann den Ausgleich vorbereitete, war er ungestört von Lahm. Der versuchte nämlich, im Zentrum der unsortierten Bayernabwehr Löcher zu stopfen, letztlich vergebens. Ein äußerst schmerzlicher Moment für die Bayern, aber wohl besonders für Lahm. Dass seine Leistung dennoch Anerkennung verdiente, fand offenbar auch José Mourinho. Als Lahm zu einem Einwurf nahe der Mittellinie kam, erhielt er einen freundlichen Nackentätschler vom Real-Trainer. Das war sicher ohne Bedeutung dafür, dass Lahm mit einem entschlossenen Flankenlauf in der Schlussminute noch das 2:1 vorbereitete. Sebastian Krass

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false