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Joachim Löw bleibt lieber auf Distanz.

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Update

Joachim Löw erklärt sich am Montag: Der Bundestrainer findet seine Sprache wieder

Von Joachim Löw war zuletzt wenig zu hören. Nun will er vor der Auslosung zur WM-Qualifikation am Montag sein Schweigen brechen.

Wie man so hört, steht Joachim Löw unmittelbar davor, seine Sprache wiederzufinden. Noch in dieser Woche, so versprach es DFB-Direktor Oliver Bierhoff noch am Wochenende, werde der Bundestrainer sprechen und der Öffentlichkeit „Rede und Antwort“ stehen, „das kann ich garantieren“.

Wie schön, Löw hatte in den letzten Wochen ja nicht nur allgemein an Führung und beim desolaten 0:6 gegen Spanien im Speziellen auch seine Mannschaft verloren. Auch das Sprechen war dem dienstältesten Fußball-Nationaltrainer der Welt abhandengekommen. Das Sprechen hatte Löw seinem langjährigen Kompagnon Bierhoff überlassen.

Möglich macht das eine Verbandspitze, die nicht nur in dieser Causa ein schwaches Bild abgibt, die in sich zerstritten und von Fußball-Sachverstand weitgehend befreit ist.

Millionen Fans bleibt rätselhaft, warum nicht der Trainer die schwachen Leistungen der Mannschaft und eine kaum erkennbare Fortentwicklung zu erklären hat, sondern der Direktor. Mindestens ebenso schleierhaft bleibt die Gewissheit der Verbandsspitze, wonach mit Löw künftig genau das gelingen soll, nämlich „eine begeisternde EM 2021 zu spielen“, wie das DFB-Präsidium seine „Ein-Weiter-so-mit-Löw-Entscheidung“ begründete.

er Verbandsspitze müssen hier ganz andere, streng geheime, der Öffentlichkeit nicht zugängliche Erkenntnisse zugrunde liegen. Die öffentliche Wahrnehmung ist nämlich eine ganz andere, dass Löw eben nicht mehr der Richtige ist, sondern einer, mit dem man gerade nicht mehr einen Neuanfang zusammenbringt.  Es ist inzwischen ein allgemeines Empfinden, gegen das Löw nun bis in dem EM-Sommer 2021 wird ankämpfen und die Nationalspieler werden anspielen müssen.

Joachim Löw hat sich schon immer gern rar gemacht

Nicht nur Karl-Heinz Rummenigge gab es zuletzt zu viel Oliver Bierhoff und zu wenig Joachim Löw, wie der Vorstandschef des FC Bayern München am Wochenende sagte. Dabei hat das „Zu-wenig-Löw“ schon eine gewisse Tradition. Immer mehr musste man in den zurückliegenden Jahren zu dem Eindruck kommen, Löw ließe seine Karriere als Bundestrainer langsam ausklingen.

Schon seine Ansprache zu Beginn der Vorbereitung auf die WM 2018 in Russland hatte weder Vision noch Feuer. Als Titelverteidiger schied er mit seiner Mannschaft dann desaströs in der Vorrunde aus. Anschließend folgte der komplette Knockout in der Nations League.

Löw hat sich schon immer gern rar gemacht. Nach Turnieren, und davon hat er einige erlebt, benötigte der Bundestrainer nach eigener Auskunft stets viele, viele Wochen, um die Anstrengungen aus Kopf und Knochen zu bekommen.

Im Prinzip hat Löw sich seit der historischen WM-Blamage vor zweieinhalb Jahren kontinuierlich aus dem Fußballalltag zurückgezogen. Alle paar Monate tauchte er aus der selbstgewählten Schwarzwald-Quarantäne auf. Also immer nur dann, wenn mal wieder ein Länderspiel anstand. Davon gab es in diesem Jahr pandemiebedingt acht Monate lang erstmals gar keins. Die Spiele im September, Oktober und November waren dann daneben oder gingen völlig in die Hose.

Auch sonst muss das Corona-Jahr Löw ziemlich hart erwischt haben. Nicht, dass der Bundestrainer krank gewesen wäre. Er blieb freiwillig in Deckung. Das letzte Spiel, dass der Bundestrainer als interessierter Beobachter in einem Stadion vor Ort besuchte, war das DFB-Pokalfinale Anfang Juli im Berliner Olympiastadion.

Danach ist Löw in keinem Stadion mehr gesehen worden, auch nicht beim Spitzenspiel am vergangenen Wochenende zwischen Bayern München und RB Leipzig, wo reichlich Nationalspieler auf dem Rasen waren. Dabei wäre ihm das trotz coronabedingter Reise- und Kontaktbeschränkungen durchaus möglich gewesen.

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Viele Menschen in diesem Land bemängeln gerade diese merkwürdige Distanz, die Löw inzwischen aufgebaut hat zum Fußballgeschehen. Dabei wird von einem Bundestrainer erwartet, dass dieser teilnimmt am Tagesgeschäft des Fußballs, dass er präsent ist, und nicht einen weiten Bogen darum macht.

In seiner Verteidigungsrede hat Bierhoff neulich davon erzählt, dass er „Wut“ bei Löw gesehen habe. Von Einsicht sprach Bierhoff nicht.

Man darf gespannt sein, was Joachim Löw selbst zu sagen hat. Für den Montagnachmittag, 16 Uhr, ist ein Pressegespräch mit dem Bundestrainer vorgesehen. Sicher ist nur, dass es nicht allzu lange dauern wird. Ab 18 Uhr wird Joachim Löw dann die Auslosung der Qualifikationsgruppen zur WM 2022 verfolgen. Nicht persönlich vor Ort in Zürich, sondern per Stream auf Fifa.com.

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