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Sport: Der Eigenwerber

Horst Köppel hat Borussia Mönchengladbach in eine knifflige Lage gebracht

Berlin - Ein wenig subtil, aber eigentlich ziemlich unverhohlen lobte Horst Köppel – Horst Köppel. Der Trainer von Borussia Mönchengladbach erzählte, dass Vaclav Sverkos ihn angeguckt habe wie ein Auto, als er, Köppel, ihm erklärt habe, warum er gegen den HSV nicht spielen werde. „Das kannte der gar nicht“, sagte Köppel. Und als gerade der Eindruck entstand, dass seine Äußerung als Kritik an seinem wenig kommunikativen Vorgänger Dick Advocaat zu verstehen sein könnte, sagte Köppel, man solle das jetzt bitte nicht als Kritik an seinem Vorgänger verstehen.

Vielleicht ging es ihm wirklich nur darum, die eigenen Verdienste noch einmal herauszustellen. Zurzeit jedenfalls betreibt Köppel einen massiven Werbeeinsatz für seine eigene Person. Mit ihm als Aushilfstrainer hat Borussia Mönchengladbach, der nächste Gegner von Hertha BSC, den vorzeitigen Verbleib in der Bundesliga gesichert, und dieser Erfolg hat ihn mutig gemacht. „Ich habe wieder Gefallen gefunden an der Bundesliga“, sagt Köppel, der in Mönchengladbach eigentlich als Coach der Amateure angestellt ist. „Und wenn ich mein Interesse bekunde, wäre es für den Verein schwer, sich für jemand anderen zu entscheiden.“ So deutlich hat Köppel sein Interesse an einer Weiterbeschäftigung als Cheftrainer bisher noch nicht geäußert.

Peter Pander, der neue Sportdirektor, findet daher auch, dass Köppels Aussage „vielleicht unglücklich formuliert“ ist. Pander kämpft zurzeit fast verzweifelt darum, die Entscheidungshoheit in der Trainerfrage zurückzuerlangen. „Der Verein trifft seine Entscheidungen autonom“, sagt er. Allerdings wäre ein Votum gegen Köppel nur schwer zu vermitteln: Warum sollte ein Verein das Wagnis mit einem neuen Trainer eingehen, wenn er doch einen hat, der nicht nur erfolgreich, sondern auch bei den Fans höchst beliebt ist?

Aber dass Köppel die Mannschaft vor dem Abstieg gerettet hat, heißt nicht, dass er auch für die neue Saison der richtige Mann ist. Zumal die Gladbacher schon einmal eine negative Erfahrung gemacht haben. 1998 war Friedel Rausch für sechs Spiele Trainer und rettete die Borussen vor dem fast sicheren Abstieg. Der Verein kam gar nicht umhin, Rausch anschließend weiterzubeschäftigen. Doch nur vier Monate später wirkte dessen Brachialrhetorik nicht mehr. Rausch wurde entlassen, und Verteidiger Patrik Andersson äußerte damals seine Hoffnung, dass nun endlich wieder vernünftig trainiert werde.

Köppel hat bisher alles richtig gemacht. Er hat die Verkrampfung gelöst, aber für die Langstrecke einer ganzen Saison bedarf es mehr, als nur gute Laune zu verbreiten. Es wäre jedenfalls ein seltsames Signal, das von einer Weiterbeschäftigung Köppels ausginge: Ausgerechnet in einer Phase, in der eine ganze Reihe junger Trainer wie Klinsmann, Götz, Klopp oder Doll einen Modernitätsschub im deutschen Fußball ausgelöst hat, würde die Borussia einen 56- Jährigen beschäftigen, der zuletzt 1991 einen Bundesligisten betreut hat.

Für die sportliche Leitung der Borussia aber ist die Situation äußerst verzwickt. Einen Affront gegen den eigenen Anhang und dessen Favorit Köppel kann sich die sportliche Führung des Vereins nach zuletzt einigen dubiosen Personalentscheidungen nicht mehr erlauben. Sportdirektor Peter Pander sagt, der Verein sei in einer komfortablen Situation und könne sich bei der Trainerentscheidung alle Zeit lassen. Vielleicht verliert die Mannschaft die letzten beiden Spiele ja noch.

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